“Was du nicht siehst“ ist ein klug konzipiertes, spannendes und hervorragend gespieltes Drama mit David-Lynch-Feeling. Absolut empfehlenswert.

Es ist Sommer. Anton (Ludwig Trepte), 17 Jahre alt, fährt mit seiner Mutter Luzia (Bibiana Beglau) und ihrem neuen Macker Paul (Andreas Patton) in ein Ferienhaus an die Atlantikküste der Bretagne, ein Hund ist auch dabei. Neues Familienglück also? Nein, man merkt gleich, dass hier etwas nicht stimmt. Anton hat den Tod seines Vaters noch nicht verwunden, zu Paul findet er kein Verhältnis.

Interessanter ist der gleichaltrige David (Frederick Lau), den er zufällig am Strand kennenlernt. David ist so ganz anders als er selbst: furchtlos, selbstsicher, aufbrausend, sogar brutal. Und er hat ein schönes Mädchen im Schlepptau, Katja (Alice Dwyer). Glücklicherweise ist sie nur seine Schwester, wie sich später herausstellt. Sie scheint ein Abenteuer zu versprechen. Doch Katja begegnet dem Jungen mit einer eigentümlichen Mischung aus Nähe und Distanz. Anton verbringt immer mehr Zeit mit den Geschwistern und entfernt sich damit von seiner Mutter. Dann nimmt der Film eine Wendung, die alles bisher Gesehene in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Plötzlich ist aus der gebrochenen Ferienidylle ein Mystery-Thriller geworden, und man weiß als Zuschauer für einen Moment gar nicht, wie man da hineingeraten konnte - trotz der kleinen versteckten Hinweise.

Regiedebütant Wolfgang Fischer erzählt zunächst eine simple Handlung, die sich mehr auf ihre Charaktere und ihre Beziehungen zueinander verlässt. Dann folgen die ersten Irritationen und kurios-beängstigende Begegnungen, zum Beispiel mit einem ruppigen Bauarbeiter, und die beunruhigende Musik von Wilhelm Stegmeier - eine geheimnisvolle Atmosphäre legt sich über den Film, die sich erst am Schluss lösen soll. Dabei ist der Filmtitel eine Aufforderung, genau hinzuschauen. Denn hier geht es um unterschiedliche Wahrnehmungen von Realität. Kann es sein, dass einige Figuren nur der Fantasie von Anton entspringen?

Und was ist von dem Eindruck zu halten, dass David und Katja ebenso unvermittelt auftauchen, wie sie wieder verschwinden?

"Was du nicht siehst" ist ein klug konzipiertes, spannendes und hervorragend gespieltes Drama mit David-Lynch-Feeling. Nicht zu vergessen Alice Dwyer, deren charismatischer Ausstrahlung man sich nur schwer entziehen kann.

Bewertung: empfehlenswert

Was du nicht siehst D/Österreich 2009, 92 Min., ab 12 J., R: Wolfgang Fischer, D: Ludwig Trepte, Frederick Lau, Alice Dwyer, Bibiana Beglau, Andreas Patton, täglich im Holi; www.was-du-nicht-siehst.de