Ringo und die All Starr Band im Stadtpark. Das Publikum ist mit dem Trommler gealtert

Hamburg. "All we are saying is give peace a chance!" Ein schönes Finale hat sich Ringo Starr für sein Konzert mit der All Starr Band gestern Abend im Stadtpark ausgedacht. Das von John Lennon und Yoko Ono 1969 im Hotelzimmer aufgenommene Lied transportiert eine so einfache wie tiefgründige Botschaft, die auch Ringo seit einigen Jahren immer an seinem Geburtstag am 7. Juli mit spontanen Fan-Happenings verkündet: "Peace & Love". Dieses Jahr hat er sich für seinen 71. Geburtstag Hamburg ausgesucht, um den gemeinsamen Ruf in die Welt zu tragen.

Am Mittag vor dem Stadtpark-Auftritt warten Hunderte Fans vor dem Hard Rock Café an den Landungsbrücken, schwenken selbst gemalte Transparente und singen "Yellow Submarine", als Ringo, seine sieben Jahre jüngere (und 27 Jahre jünger aussehende) Frau Barbara und die All Starr Band auf die kleine Bühne treten. Zwar trägt Ringo mittlerweile mehr Ringe am Ohr als an den zum Victory-Zeichen gespreizten Fingern, das Lächeln unter der Sonnenbrille ist aber so breit wie eh und je. Sollte er sich mal wieder wie in den 70ern in das Filmfach verirren - Batman, hier ist dein Joker. Optische Ähnlichkeiten zwischen Ringo Starr und einer anderen prominenten Persönlichkeit der Kiez-Geschichte, Rufname Kalle, sind übrigens reiner Zufall.

"Danke, Hamburg", ruft Starr und winkt sogar vorbeifahrenden Touristenbussen zu, "oben an der Reeperbahn habe ich ja einige Nächte abgehangen". Die "Peace & Love"-Rufe der Fans sind einige Oktaven tiefer als das Gekreische auf der Beatles-Blitz-Tournee 1966, aber ein Hauch von Beatlemania ist noch zu spüren - auch einige Stunden und einen harmlosen Schauer später im Stadtpark.

Gut 3000 Fans haben sich vor der Freilichtbühne versammelt, vornehmlich ältere Semester. Vielleicht haben sich manche Besucher vor 50 Jahren noch vor dem Kaiserkeller gegenseitig aus den Lederjacken gedroschen oder in der Ernst-Merck-Halle beim Gerangel um die besten Plätze an den toupierten Haaren gezogen, aber die wilden Zeiten des Rock'n'Roll sind vorbei. Sie sind Erinnerung und Teil einer "Sentimental Journey", wie Ringos erstes Solo-Album von 1970 heißt, und mit seinem ersten Single-Hit "It Don't Come Easy" eröffnet die All Starr Band ebenjene rührende Reise durch die Zeit.

Zum Carl-Perkins-Cover "Honey Don't", das die Fab Four 1964 auf das Album "Beatles For Sale" schummelten, stakst Ringo noch wie ein singender Storch über den begrünten Bühnenrand, dann schwingt er sich zu "Choose Love" zu Mittrommler Gregg Bissonette hinter die Kessel und überlässt seiner Band das Feld.

Elf verschiedene All-Starr-Ensembles hat er seit 1989 zusammengetrommelt, und ob nun ein Billy Preston oder ein Jack Bruce dabei war, jeder wurde und wird mit seinen speziellen Songs gewürdigt. "Jedes Mitglied der All Starr Band ist gleichberechtigt", betont der Starr unter den Stars.

Rick Derringer gehört der McCoys-Gröler "Hang On Sloopy", Edgar Winter rockt mit "Free Ride", Wally Palmar zitiert mit "Talking In Your Sleep" die New-Wave-Pioniere The Romantics und Gary Wright von Spooky Tooth träumt seinen "Dream Weaver".

Das Programm klingt so wild zusammengewürfelt wie die siebenköpfige Besetzung, aber Ringo hat riesigen Spaß, während er mit Bissonette um die Wette trommelt. Darum geht es ihm: Abhängen mit Freunden auf der "Other Side Of Liverpool", nicht mehr und nicht weniger.

Der Stadtpark schunkelt mit, und sobald etwas nach Beatles, nach "I Wanna Be Your Man", "Yellow Submarine" (die Bardamen tanzen Polonaise), "Boys", "Act Naturally" oder "With A Little Help From My Friends" klingt, singen alle mit. Nach zwei Stunden ist aber Schluss.

Früher wären um diese Zeit langsam alle Minderjährigen aus dem Star-Club gescheucht worden. Jetzt gehen Jung und Alt zusammen. Vereint in Frieden. Und Liebe.