In der Hauptstadt flammt der Streit um den Wiederaufbau des Berliner Schlosses heftig auf

Berlin. Gerade hat der Haushaltsausschuss des Bundestages den Wiederaufbau des Berliner Schlosses abgenickt, schon ist der nächste Streit entbrannt. Die Kuppel ist nun Stein des Anstoßes. Vor allem SPD-Politiker kritisierten gestern, dass trotz Baukosten von inzwischen 590 Millionen Euro eine kahle Kuppel ohne barocke Verzierungen geplant sei. Die Stiftung Humboldt-Forum, die Bauherrin des Projekts, begrüßte die Genehmigung der Baukosten durch den Haushaltsausschuss dagegen als Durchbruch.

Nach Ansicht von Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) wäre der Schlossbau ohne historische Kuppel ein Schaden für Deutschland. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundesrepublik die vollständige Realisierung des größten Kulturprojekts ihrer Geschichte an ein paar Millionen scheitern lässt", sagte Thierse. "Damit würde sich dieser Staat auf peinliche Weise lächerlich machen."

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte am Mittwoch mit überwältigender Mehrheit eine Kostensteigerung um 38 auf 590 Millionen Euro genehmigt. Nur die Linken votierten mit Nein. Union, FDP und Grüne entschieden jedoch, dass die historische Ausgestaltung der Kuppel und dreier Portale durch Spenden aufgebracht werden müsse. Dafür sind zusätzlich 25 Millionen Euro nötig.

Wie Thierse kritisierte auch Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) die drohende kahle Kuppel. "Es jetzt der Zivilgesellschaft zu überlassen, diesen Teil aus Spenden zusammenzutragen, ist eine Mogelpackung." Von den jetzt genehmigten 590 Millionen Euro Baukosten übernimmt 478 Millionen der Bund, 32 Millionen das Land. 80 Millionen Euro sollen durch Spenden hereinkommen. Mit den 25 Millionen für historische Kuppel und Portale wären es 105 Millionen Euro. Der Förderverein hat bisher erst etwa 15 Millionen Euro gesammelt.