Eine warmherzige Komödie über eine verrückte Krankheit: Als leichte Kost für warme Sommerabende erfüllt “Ein Tick anders“ seinen Zweck.

"Ich würde auch Angst kriegen, wenn ich mich treffe", sagt Eva. Mit "Kinderficker" hat sie eine wanderlustige Familie begrüßt und so erfolgreich in die Flucht geschlagen. Dabei ist es nur ein Schluckauf des Gehirns, der das Mädchen immer wieder unvermittelt zu Kraftausdrücken greifen lässt.

Das Tourette-Syndrom ist eine besonders hinterlistige Fehlfunktion, sie verstört die Mitmenschen und lässt die Betroffenen vereinsamen. Aber Eva (Jasna Fritzi Bauer) hat eigentlich ihren Frieden mit der Krankheit geschlossen. Schwieriger wird es, wenn sie zum Beispiel eine Leiche im Wald entdeckt und bei der Polizei aufkreuzt. Der Uniformierte hört sich die Beschimpfungen geduldig an, aber die Leiche muss warten, bis ein Pilzsammler sie findet.

Schlimm ist für Eva die Vorstellung, weg zu müssen aus ihrer Umgebung. Als ihr Vater eine Stelle in Berlin erhält, tut Eva alles, um zu Geld zu kommen und den Umzug zu verhindern. Dazu gehört auch, neben dem Vorsingen bei einem Casting, ein Bankraub, den sie mit ihrem kleinkriminellen Onkel Bernie (Stefan Kurt) einfädelt.

Andi Rogenhagens "Ein Tick anders" ist eine grundsympathische Komödie, die das Herz definitiv am rechten Fleck hat. Evas Familie ist von der einkaufssüchtigen Mutter bis zur patenten Oma (Renate Delfs), die Staubsauger in die Luft sprengt und sich jeden Mittag zum Sterben hinlegt, mit leicht schrägen Charakteren bevölkert, die die geistige Anomalie der Hauptfigur humorvoll relativieren. Der Krimiplot, den Rogenhagen mit einer prall gefüllten Tasche Schwarzgeld ins Familienlustspiel einfädelt, wirkt hingegen deutlich abgegriffen, genauso wie die warm durchleuchteten, aber wenig einfallsreichen Fernsehbilder dieser von NDR und Arte konzipierten TV-Produktion. Als leichte Kost für warme Sommerabende erfüllt "Ein Tick anders" jedoch seinen Zweck.

Bewertung: annehmbar Ein Tick anders D 2011, 87 Min., ab 6 J., R: Andi Rogenhagen, D: Jasna Fritzi Bauer, Waldemar Kobus, Victoria Trauttmansdorff, täglich im Abaton; www.farbfilm-verleih.de