Die Tragikomödie lebt von starken Darstellern, die mühelos über manche Längen der etwas überdimensionierten 154 Kinominuten hinwegtragen.

Es ist Sommer in Paris. Die Ferien stehen vor der Tür. Alle wollen nur eines: raus aus der Stadt. Auf dem Bürgersteig vor dem Krankenhaus stehen ein paar Freunde und diskutieren, ob man an den gemeinsamen Urlaubsplänen festhalten soll, nachdem ihr Freund Ludo in der Nacht mit dem Motorroller verunglückt ist und oben auf der Intensivstation liegt. Ein paar bewegte Worte, ein paar Tränen, dann beschwichtigen die vermeintlich vernünftigen Argumente die erhitzte Debatte. Und schon geht es auf Richtung Süden zum malerischen Cap Ferret, wo Max (François Cluzet) ein großzügiges Ferienanwesen besitzt.

Richtig entspannen kann sich der erfolgreiche Restaurantbesitzer im Urlaub jedoch nicht, zumal ihm kurz zuvor sein bester Freund Vincent (Benoît Magimel) gestanden hat, dass er in ihn verliebt ist. Der ewig gut gelaunte Schauspieler Eric (Gilles Lelouche) fürchtet, dass seine Lebensgefährtin in Paris endgültig genug hat von den ständigen Affären des notorischen Frauenaufreißers. Als weinerliches Trennungsopfer nervt Antoine (Laurent Lafitte) seine Freunde ganz gewaltig, und die Ethnologin Marie (Marion Cotillard) gerät mit ihrem wechselhaften Liebesleben in die Krise. Der Unfall Ludos hat die Freunde, die sich in ihrem Leben eingerichtet haben, ohne sich wirklich wohl darin zu fühlen, aus der Umlaufbahn geworfen und lässt sie die eigenen Parameter überprüfen.

Mit "Kleine wahre Lügen" hat der Schauspieler und Regisseur Guillaume Canet einen typisch französischen Freundschaftsreigen entworfen, in dem vor der idyllischen Ferienkulisse die Beziehungssuppe kräftig zu köcheln beginnt. Dabei kippt das Gruppenporträt, das einen sehr genauen Blick für die Vertrautheit und die eingefahrenen Strukturen langjähriger Freundschaften entwickelt, nicht in die Gefilde des Psychodramas, sondern hält erfolgreich die Balance zwischen sanfter Komik und überschaubarer Tragik.

Vor allem aber überzeugt "Kleine wahre Lügen" durch das hervorragende und gut harmonierende Ensemble, das einen mühelos über so manche Längen während der etwas überdimensionierten 154 Kinominuten hinwegträgt.

Bewertung: empfehlenswert:

Kleine wahre Lügen Frankreich 2010, 154 Minuten, ohne Altersbeschränkung, R: Guillaume Canet, D: François Cluzet, Marion Cotillard, Benoît Magimel, Gilles Lellouche, Jean Dujardin, Laurent Lafitte, Valérie Bonneton, Pascale Arbillot, täglich im Abaton, Passage, Zeise; Internet: www.kleine-wahre-luegen.de