Vier Herzen tanzen Tango (und manches mehr): Das Damenquartett Salut Salon stellt am Donnerstag sein neues Programm am Thalia-Theater vor.
Thalia-Theater. Wenn zwei Geigerinnen das eigene Instrument nicht ausreicht, wenn sie kurz die Saite der anderen mit erwischen, wenn eine auf zwei Geigen greift und die andere dafür mit zwei Bögen streicht, und wenn das Ganze unter Verrenkungen geschieht, die jedem Geigenbauer den Angstschweiß auf die Stirn treiben müssen - dann ist klar: Das sind die vier jungen Damen von Salut Salon mit ihrer Zirkusnummer "Der Wettbewerb". Auf Highheels im ärmellosen Schwarzen rücken sie dem klassischen Repertoire zu Leibe, mit absatzförderndem Sex-Appeal und vor allem sichtlich mit Spaß.
In den elf Jahren seines Bestehens hat sich das Quartett nicht nur zu einer Hamburger Institution, sondern auch zu einem Exportschlager gemausert. Selbst auf der Expo in Shanghai haben die vier die Hansestadt repräsentiert und ihr Publikum mit einer schreiend komischen chinesischen Variante von "Bruder Jakob" erobert. Am Sonntag widmet ihnen der Sender Arte das Ensembleporträt "Salut Salon - Lady Power im Quartett". Vorher aber, am Donnerstagabend nämlich, stellen sie im Thalia-Theater ihr neues Programm vor, mit dem sie bis zum 23. Juli zu Gast sind: "Ein Haifisch im Aquarium".
Die kontemplativ-gedämpfte Unterwasserwelt aus Camille Saint-Saëns' "Karneval der Tiere" wird so friedlich nicht bleiben, das steht schon mal fest. Dafür sorgt "Escualo", wie der Hai auf Spanisch heißt, eine Komposition des Argentiniers Astor Piazzolla. Ein Hai im Tangoschritt - warum nicht? In der Musik ist schließlich alles möglich. Klar, dass auch Kurt Weills Mackie Messer von den Haifischzähnen singt, sogar der Weiße Hai hat seinen Auftritt.
Da können die beiden Geigerinnen Angelika Bachmann und Iris Siegfried, die Cellistin Sonja Lena Schmid und die Pianistin Anne von Twardowski mal wieder unter Beweis stellen, wie scheinbar mühelos sie komödiantischen Esprit und technisch tadelloses Spiel vereinbaren. Sie nehmen sich sogar noch Raum für subtile Verzögerungen. Es sind solche Details, die den Witz auf die musikalische Ebene transportieren. Für die Filmmusik haben die Künstlerinnen ein ganzes Arsenal an Klangeffekten zur Verfügung, das ganz ohne elektronische Tricks auskommt. Mit Pfennigabsätzen, zwitschernden Geigenattacken oder mit genüsslichem Knarren der Bogenhaare auf dem gequälten Geigenkorpus erzeugen sie die erstaunlichsten Gruselgeräusche.
Ihre Programme stellen sie selbst zusammen. Probiert wird aus Prinzip jede Idee, verworfen oder für später aufbewahrt vieles. Es ist ein weiter und durchaus gruppendynamischer Weg vom ersten Brainstorming bis zum fertigen Arrangement - gilt es doch, die sensible Balance zwischen Komik und Tiefe zu finden. "Ich glaube, so ein Abend trägt nur, wenn wir auch dem Ernst der Musik Rechnung tragen", sagt die Geigerin Iris Siegfried.
Zwei Geigerinnen, das birgt Zündstoff oder zumindest Klärungsbedarf. Die Phase der Rollenfindung scheinen die beiden lange hinter sich zu haben: "Ich spiele leidenschaftlich gerne zweite Geige", singt Siegfried und bringt in dem Chanson allerhand amüsante Seitenhiebe unter. Siegfried und Bachmann sind seit Schulorchesterzeiten eng befreundet. Sie bilden die Keimzelle des Ensembles. Wer erlebt hat, wie makellos die beiden das Zusammenspiel bei dem Kunststückchen "Der Wettbewerb" hinkriegen, der könnte die beiden glatt für siamesische Zwillinge halten. "Siamesisch nicht, Zwillinge schon", sagt Siegfried und lacht. "Wir sind beide im Juni geboren."
Auch was Männer betrifft, fühlten sie sich als eigenständige Persönlichkeiten, betont Siegfried: "Da sind die Geschmäcker durchaus verschieden."
Auf die Bühne kommt ihnen ohnehin nur ein Mann, und der muss für alle vier reichen: Oskar, das Ensemblemaskottchen, eine Handpuppe mit verblüffenden pianistischen Fähigkeiten. Im Kampf mit Haifischen und anderen Räubern ist der Gentleman allerdings wenig hilfreich: Er angelt sich bloß Schuberts "Forelle".
Ein Haifisch im Aquarium Do 7.7., 20.00 (Premiere), Thalia-Theater (S + U Jungfernstieg), Alstertor 1, Karten zu 28,89 bis 56,96 unter T.30 30 98 98; www.salutsalon.de
Salut Salon - Lady Power im Quartett So 10.7., 19.15, Arte