Zwei Konzerte mit einer bewegten Vergangenheit: Fusion mit Return To Forever am 2. Juli im Stadtpark und Al Di Meola am 5. Juli in der Fabrik.

Am Anfang war Miles. Ohne den Trompeter wären Bands wie Return To Forever, Weather Report oder das Mahavishnu Orchestra nicht denkbar gewesen. Miles Davis, jene schillernde, im Jazz alles überragende Persönlichkeit, hatte 1968 sein sogenanntes klassisches Quintett aufgelöst und eine Band zusammengestellt, die nicht mehr auf akustischen, sondern auf elektrischen Instrumenten spielte. "In A Silent Way" war das erste Album des Electric Miles, doch erst das folgende Gebräu, betitelt "Bitches Brew", war 1970 der entscheidende Meilenstein in der Geschichte des Jazz, der ein ganz neues Genre begründete: den Jazzrock oder Fusion, wie diese Richtung vor 40 Jahren genannt wurde.

Die Besetzung von Davis' Band liest sich heute wie ein who's who der jüngeren Jazzgeschichte: Wayne Shorter (Saxofon) und Joe Zawinul (E-Piano) gehören dazu und gründeten später Weather Report, John McLaughlin, später Kopf des Mahavishnu Orchestra, war der Gitarrist, als Schlagzeuger wirkten Billy Cobham, Lenny White und Jack DeJohnette mit, Bennie Maupin gab dem Album mit seiner Bassklarinette einen ungewohnten Klang, den Bass bediente Dave Holland. Und noch ein weiterer Virtuose gehörte zu diesem grandiosen Ensemble: Chick Corea, 1941 in Massachusetts geborener Pianist, kam 1968 zu Davis' Gruppe und ersetzte damals Herbie Hancock.

Corea war nicht nur bei "Bitches Brew", sondern auch auf vielen Livealben dabei, die Davis um 1970 veröffentlichte, wie den grandiosen Konzerten in den Fillmore-Theatern von San Francisco und New York. Doch schon 1970 gründete er sein Free-Jazz-Quartett Circle und dann zwei Jahre später Return To Forever. Corea ist bis heute ein Musiker geblieben, der es gewohnt war, nebeneinander völlig unterschiedliche Projekte zu verfolgen. Return To Forever jedoch war kommerziell seine erfolgreichste Band. Für die erste Besetzung stellte er eine Band mit Musikern zusammen, die er unter anderem bei Miles Davis kennengelernt hatte wie den Perkussionisten Airto Moreira und dessen Frau, die Sängerin Flora Purim. Bassist war von Beginn an das Ausnahmetalent Stanley Clarke. Die Besetzungen wechselten damals sehr häufig, keine andere der Jazz-Rock-Bands besaß eine derart hohe Fluktuation wie Coreas Ensemble, das er 1977 dann zum ersten Mal wieder auflöste.

Return To Forevers Stil war anfangs von den Latin-Einflüssen von Purim und Moreira geprägt, später von dem treibenden Beat von Clarke und Schlagzeuger Lenny White, auch er ein kurzzeitiger Gefährte von Miles. Seine strahlendste Phase hatte Return To Forever, als Corea 1974 den erst 19 Jahre alten Gitarristen Al Di Meola rekrutierte. Als Quartett nahm die Band drei Alben auf, das letzte, "Romantic Warrior", verkaufte sich mehr als eine halbe Million Mal. Di Meola und Corea überboten sich in den Fingerfertigkeiten auf ihren Soloinstrumenten und machten den Jazzrock zu einem Genre, in dem das "schneller, höher, weiter" zum Qualitätskriterium wurde. Doch mitten auf dem Höhepunkt seines Erfolges verlor Corea die Lust an dieser Schnellspielerei auf E-Piano und Synthesizer und setzte sich von 1977 an wieder verstärkt an den Flügel.

30 Jahre später reformierte der bekennende Scientologe das "klassische" Quartett von Return To Forever und ging mit Di Meola, Clarke und White 2008 auf eine ausgedehnte US- und Europa-Tournee. Doch Di Meola ist dieser Supergroup schon wieder flöten gegangen, weil sein Interesse an diesem Nostalgie-Trip nicht sehr ausgeprägt war. Wenn Return To Forever am 2. Juli auf der Freilichtbühne im Stadtpark spielt, werden Frank Gambale, lange Gitarrist in Coreas Elektrik Band, und der französische Geiger Jean-Luc Ponty Di Meolas Part übernehmen.

Doch wer die flinken Hände und die filigrane Technik von Al Di Meola nicht missen möchte, hat drei Tage nach dem Return-To-Forever-Konzert dazu Gelegenheit. Der 56 Jahre alte amerikanische Gitarrist kommt zusammen mit seinem Kollegen Peo Alfonsi nach Hamburg. Die E-Gitarren lassen sie im Koffer, musiziert wird ausschließlich auf akustischen Instrumenten.

Return To Forever Sa 2.7., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, Karten zu 39,90 im Vvk.; www.return2forever.com

Al Di Meola Di 5.7., 21.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten 29,-; www.aldimeola.com