Die Opera Stabile inszeniert Eggert-Einakter als Liebeserklärung

Hamburg. Ein Publikum, das aus tiefstem Herzen lacht: Wann hat man das zuletzt in der Oper gesehen? Bei Moritz Eggerts Einakter "Wir sind daheim", der zusammen mit Bohuslav Martinus' "Die Komödie auf der Brücke" in der Opera Stabile an der Staatsoper Premiere hatte, kann man sich nun an diesem seltenen Anblick sattsehen.

Drei Spätpubertierende rocken in Eggerts Anti-Oper den Leichenkeller des Musentempels. Sopran (Katharina Bergrath), Bariton (Dong-Hwan Lee) und Tenor (Chris Lysack) treiben in einem Raum, den Regisseur Heiko Hentschel als Pathologie mit Seziertisch und Kühlboxen darstellt, ihren Schabernack in den Requisiten zahlloser Staatsopern-Inszenierungen. Die Musik der drei pendelt zwischen E-Gitarren-Riffs und Musical-Tonfall. Überwacht werden sie von einer gestrengen Hausmeisterin (Juhee Min). Dirigent Alexander Winterson balanciert Stilebenen und Phonzahlen souverän. Im intimsten Moment dieses burlesken "Versatzstücks" lehrt die gestrenge Operndame die Kids ihr ältestes Geheimnis: Zwei Männer und eine Frau, da wird aus Spiel schnell Schicksal. Eine freche Liebeserklärung ans Genre Oper. Prädikat "unbedingt sehens- und hörenswert"!

Eher beklemmend als rockig-lustig ist Martinus' "Komödie auf der Brücke". Hentschel schafft eine Situation, in der Publikum und Protagonisten vom ersten Moment an manipuliert werden. Opernfans, die sich nie "Big Brother" ansehen würden, werden hier nolens volens zu Claqueuren und Voyeuren. Das ist klug inszeniert, doch geht darüber die Geschichte ein wenig verloren. Trotz der sehr guten sängerischen und darstellerischen Leistungen u. a. von Mélissa Petit (Popelka), Levente Páll (Brauer) und Paulo Paolillo (Schulmeister) sind die zwischenmenschlichen Verstrickungen mitunter schwer zu verfolgen. Und auch Dirigentin Anna Skryleva hat bisweilen Mühe, in dem überakustischen Raum, den Bühnenbildner Hans Richter wie einen Schalltrichter angelegt hat, die Nuancen der Partitur sich entfalten zu lassen.