Hamburg. Ob es nun daran liegt, dass der Hintergrund der Stadtparkbühne ein wogendes Weizenfeld vor mediterraner Kulisse zeigt oder an "Un Soffio Caldo", am warmen Hauch, mit dem Zucchero sein Konzert beginnt: Das Wetter gibt sich Mühe. Wo noch zwei Tage zuvor die Erasure-Fans im Regen standen, sonnen sich am Freitag fast 4500 Menschen. Und den besten Platz hat natürlich der Maestro höchstselbst: Der Mann mit dem zuckersüßen Künstlernamen hat sich einen prächtigen, mit rotem Samt bezogenen Thron auf die Bühne wuchten lassen.

Drei Songs lang gibt er den Medici, danach fliegt das Möbel wieder raus und aus dem Fürsten wird der nach weichgespültem Joe Cocker klingende Volkstribun, der mit "Vedo Nero" die Massen aufpeitscht. Er sei so süß wie Marmelade und Zucker, soll seine Grundschullehrerin zu Adelmo Fornaciari gesagt haben. Der Spitzname blieb kleben. Nicht zu Unrecht. Viele der anwesenden Damen haben diesen verträumten Gesichtsausdruck, der den daneben stehenden Ehemann Böses ahnen lässt.

Zucchero versteht es, Beschützerinstinkt und andere Sehnsüchte gleichzeitig zu wecken. Die Geschichte des Albumtitels rührt schon vor Konzertbeginn. Zu sehen ist er da noch nicht, er erzählt aus dem Hintergrund: "Chocabeck", das heiße so viel wie "klappernder Schnabel" und der würde klappern, weil er leer sei. So hätte ihn sein Vater in Kindertagen vertröstet, wenn es nichts zu essen gegeben hätte. Der hungernde Junge ist aber bei "Baila" und "Diavolo In Me" längst vergessen. Da steht der heißblütige Verführer auf der Bühne, der süße Nichtigkeiten in bereitwillig lauschende Ohren haucht.

Am Ende geht Zucchero gut gelaunt, aber "Senza Una Donna" - ohne eine Frau - von der Bühne. 130 Minuten zwischen "Libidine" und "Miserere", zwischen Lust und Erbarmen.