Der Klassiker “Schlacht um Algier“ ist jetzt erstmals auf DVD zu sehen. Selten war ein Kriegsfilm so eindringlich und so nah dran. Ein Meisterwerk.

Ein zitternder alter Araber mit verstörtem Blick, umgeben von Soldaten in einem Verhörraum der Polizei. Auf dem freien Oberkörper eine dunkle, offenbar ganz frische Brandwunde. Es sind Schwarz-Weiß-Bilder wie dieses, die den Zuschauer in Gillo Pontecorvos "Schlacht um Algier" ziehen. In einen 1966 gedrehten Klassiker über den Unabhängigkeitskrieg in Algerien, der u. a. in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde und für drei Oscars nominiert war. Und der jetzt erstmals auf DVD zu haben ist.

Für die meisten dürfte dies die erste Begegnung mit "Schlacht um Algier" sein; eine, die Spuren hinterlassen wird, denn selten war ein Kriegsfilm so eindringlich, so dicht dran und von so überwältigender dokumentarischer Anmutung - ohne auch nur einen Meter dokumentarisches Filmmaterial zu benutzen. Pontecorvo drehte an Originalschauplätzen, hauptsächlich mit Laiendarstellern, und nahm als Grundlage das Buch "Souvenirs de la Bataille d'Alger" des Algerienkrieg-Veteranen Saadi Yacef, der übrigens auch eine Hauptrolle spielt. Mehr Authentizität geht kaum. Mit Sergej Eisenstein ("Panzerkreuzer Potemkin") wurde Pontecorvo verglichen, auch mit den Neorealisten wie Roberto Rossellini oder Vittorio de Sica, und tatsächlich hält "Schlacht um Algier" jedem Vergleich stand. Dies ist kein Propagandafilm, der sich plump auf eine Seite schlägt, sondern ein Drama, das den Schrecken des Krieges in all seiner Vielschichtigkeit und die Protagonisten in all ihrer Zerrissenheit zeigt.

Zum Beispiel, wenn drei junge Algerierinnen im französischen Viertel Bomben mit Zeitzünder deponieren und vor der Explosion ihre Opfer in spe mit unübersehbarem Mitgefühl mustern. Oder wenn ein arabischer Junge nach einem Anschlag der Lynchjustiz überlebender Franzosen nur deshalb entgeht, weil ein französischer Polizist ihn rettet. Oder wenn der Befehlshaber der Franzosen sich als Veteran der Résistance erweist, der gegen die deutschen Besatzer kämpfte, aber nicht verstehen kann, warum die Algerier sich von ihren kolonialen Fesseln befreien wollen. Ein Meisterwerk.

"Schlacht um Algier" 117 Minuten + 43 Minuten Bonusmaterial, ab 16 Jahren