Das Fagus-Werk von Walter Gropius in Alfeld wurde zum Weltkulturerbe ernannt. Der Komplex gilt als Schlüsselbau der Moderne.

Paris/ Hamburg. Leicht, transparent und funktional wirkt das Fagus-Werk, das der damals noch unbekannte Architekt Walter Gropius ab 1911 für den Unternehmer Carl Benscheidt im niedersächsischen Alfeld errichtete. Gestern hat das Pariser Welterbe-Komitee der Unesco die Fabrikanlage, in der unter anderem noch immer Schuhleisten hergestellt werden, zum Weltkulturerbe erklärt.

Gropius wollte "der Arbeit Paläste bauen", verzichtete jedoch darauf, der Industrieanlage ein historisches Erscheinungsbild zu geben, sondern entwarf etwas radikal Neues - einen Komplex, der heute als Schlüsselbau der Moderne gilt.

Fast anderthalb Jahrzehnte vor dem sehr viel berühmteren Dessauer Bauhaus schuf Gropius südlich von Hannover ein Bauwerk, das den Auftakt für den internationalen Stil bildet: Revolutionär waren die kubischen Formen sowie die Vorhangfassaden aus Glas, die der Fabrikhalle viel Licht zuführen und das Gebäude transparent erscheinen lassen. Völlig neuartig waren auch die aus Glas und Eisen bestehenden offenen Ecken des Gebäudes, das sich mit seiner Eisenrahmenkonstruktion auf den ersten Blick erheblich von konventionellen Bauten mit ihren massiven Ecklösungen unterschied.

In einem ehemaligen Lagerhaus neben der Fabrik ist auf 3000 Quadratmetern eine Ausstellung zur Bau- und Firmengeschichte zu sehen.