Die Hackergruppe Anonymous hat die Website der Gema lahmgelegt, die gerade mit YouTube streitet

Hamburg. Die Hackergruppe Anonymous hat sich auf ihre Weise in die Auseinandersetzung zwischen der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) und dem Videoportal YouTube eingeschaltet und den Online-Auftritt der Gema für einige Stunden lahmgelegt. Die Aktivisten werfen der Gema vor, den "freien Informationsfluss" im Netz zu behindern.

Die Attacke ist ein neuer Höhepunkt des seit Monaten andauernden Streits zwischen der Gema und dem YouTube-Mutterkonzern Google. Die Gema möchte eine Vereinbarung mit Google durchsetzen, die gewährleistet, dass jeder von ihr vertretene Künstler einen finanziellen Nutzen aus bei YouTube abgespielten Musikvideos hat. Bis eine Einigung bei den Gesprächen erreicht ist, die hinter verschlossenen Türen abgehalten werden, sind bestimmte Musikvideos auf YouTube für deutsche Internetnutzer nicht zu sehen.

Die Hacker suchen die Schuld bei der Gema: Sie würde "überhöhte Forderungen" stellen, die Google gar nicht gegenfinanzieren könne, und durch ihre Blockadehaltung die Künstler, die sie doch eigentlich schützen sollte, benachteiligen. Es ist nicht das erste Mal, dass Anonymous sich in aktuelle Diskussionen einmischt - berühmt wurde die Gruppe beim Streit um WikiLeaks. Unklar ist, ob das anonyme Kollektiv sich wirklich den richtigen Feind gewählt hat. Ihrem Auftrag nach ist die Gema kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern eine Treuhänderin, die versucht dafür zu sorgen, dass die von ihr vertretenen Künstler nicht übervorteilt werden. Laut Geschäftsbericht 2010 hat sie von den im vergangenen Jahr eingenommenen 863 Millionen Euro 736 Millionen wieder an ihre Mitglieder ausgeschüttet, die Differenz für Aufwendungen ausgegeben. Google hat im gleichen Jahr einen Gewinn von 8,5 Milliarden US-Dollar (sechs Milliarden Euro) erwirtschaftet.