Hamburg. Was für ein Cellist! István Várdai - ein hochgewachsener junger Mann Mitte 20 - hat Gold in seinen schlanken Fingern. Mit denen zauberte er in der Laeiszhalle eine hinreißende Interpretation von Haydns C-Dur-Konzert aus den Saiten. Sein traumwandlerisch sicheres Spiel vereinte spritzige Virtuosität und farbliche Delikatesse mit allerfeinstem Wohlfühlklang. Selbst in den höchsten Daumenlagen - dort, wo der Cellist am Bauchnabel des Instruments herumdrückt - verströmte Várdai die Eleganz eines ungarischen Edelmannes.

Sicher, die Seufzerfiguren im langsamen Satz ließen sich noch schmerzlicher ausformen. Aber wer will schon an Details rummeckern, wenn das Trommelfell so verwöhnt wurde. Das war wirklich ganz große Klasse. Und die Hamburger Camerata begleitete den Solisten wie auf Zehenspitzen.

Auch sonst präsentierte sich das Kammerorchester in sehr guter Form - unter Leitung des Nachwuchsmaestros Simon Gaudenz und angeführt vom Gastkonzertmeister Julius Bekesch aus dem Leipziger Gewandhausorchester.

Das spannende Programm namens "Ungarische Serenade" umrahmte Haydns Schlager mit Raritäten des Budapester Komponisten Leo Weiner und blickte nach der Pause ins 20. Jahrhundert, mit Werken von Bartók und Kurtág. Dass die Camerata bei Kurtágs kristallinen Klangkonzentraten mitunter an ihre Grenzen stieß, war der einzige Schönheitsfehler. Stark dagegen Bartóks Divertimento für Streicher. Da ließ Gaudenz die vertrackten Rhythmen tanzen und entlockte dem Kammerorchester eine breite Farbpalette. Sie reichte von düsterer Nachtschwärze bis zum ironischen Saitenglitschen. Bei der Zugabe, dem "Ungarischen Rondo" von Kodály, ging die Camerata dann endgültig ab wie eine Paprikarakete. Ein furioser Saisonabschluss.