Der Mann, der behauptete, Bob Dylan zu sein, trug einen Kapuzenpulli unter dem durchnässten Mantel und stapfte mit Gummistiefeln durch den Regen. Officer Kristie Buble von der New Jersey Police griff ihn auf und glaubte ihm kein Wort. Ohne zu murren fuhr der ergraute Lockenkopf im Polizeiwagen in ein Hotel. Sein Hotel. Dort stand der Tourbus, wartete die Band. Das überzeugte Officer Buble.

Diese Episode von vor zwei Jahren zeigt: Nicht der legendäre Lautmaler von Folk, Rock, Pop und Country hat ein Identitätsproblem. Der Rest der Welt hat eins mit ihm. Das wird auch in der deutschen Dylan-Hauptstadt Hamburg an diesem Sonntag wieder zu beobachten sein. Im ausverkauften Stadtpark stehen auf der einen Seite die Dylanologen, auf der anderen die, die ihn gar nicht verstehen wollen.

Dylan ist gerade frische 70 geworden. Seine Klassiker sind beinahe 50 Jahre alt. Er hat für Präsidenten und den Papst gesungen, für Hippies, vor US-Elitesoldaten, in Israel und China. Der Mensch Dylan heiratete nach seinem Motorradunfall 1966 ein Ex-Model. Fünf Kinder, Comeback, Scheidung. Viel später heimliche Ehe mit einer Backgroundsängerin, wieder Scheidung. Bobby Dylan, die alte Nölbacke, ist auch ein Herzensbrecher.

Jeder weiß alles über Bob Dylan. Und jeder hat eine Meinung. Die einfachste Wahrheit über den Mann, der auf seiner Neverending Tour bisweilen sogar "Blowin' In the Wind" verhunzt, hat er selbst geprägt: "Man braucht keinen Meteorologen, um zu wissen, woher der Wind weht."