Das Kriegsreporter-Drama “The Bang Bang Club“ beleuchtet moralische Fragen

Dieses Foto ging 1990 um die Welt: Ein Mann brennt im Township von Soweto lichterloh, während ein anderer auf ihn einprügelt. Das Irritierende an diesem Bild, neben der schockierenden Grausamkeit: Beide Männer sind schwarz. Der eine ist Unterstützer von Nelson Mandelas African National Congress (ANC), der andere ein Mitglied der Inkatha Freedom Party (IFP). Der Kampf um das Ende der Apartheid in Südafrika war eigentlich ein Kampf zwischen Schwarz und Weiß. Doch es brechen auch alte Konflikte auf zwischen den Stämmen der Xhosa, die den ANC unterstützen, und den IFP-treuen Zulu. Die Welt erfuhr erstmals, dass die Fronten in Südafrika komplizierter verliefen als bislang angenommen.

Das Foto schoss der Kriegsfotograf Greg Marinovich (gespielt von Ryan Philippe), der zusammen mit Kevin Carter (Taylor Kitsch), Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) und Joã Silva (Neels van Jaarsveld) die letzten Tage der weißen Herrschaft in erschütternden Bildern dokumentierte. Steven Silvers Film beginnt damit, dass Marinovich, noch grün hinter den Ohren, den Mördern eines Jungen in ein Township folgt, nur knapp einem Lynchmob entwischt und dann im Inneren einer Baracke aufregende Fotos von kampfbereiten Schwarzen schießt. Fotos, die von der südafrikanischen "Times" gedruckt werden und ihm einen Job verschaffen, nicht zu vergessen die wohlwollende Anerkennung der Kollegen - die Geburt des "Bang Bang Club". Gemeinsam dokumentiert das Quartett das Grauen in den Townships. Bis es am 18. April 1994 zwischen die Fronten der rivalisierenden Stämme gerät.

Von Beginn an wird klar: Die vier Fotografen sind Adrenalin-Junkies, die die Gefahr suchen. Sie schätzen das Geld und den Ruhm, mit dem sich auch - in nicht sehr relevanten Nebenhandlungen - die Frauen herumkriegen lassen. Viel wichtiger sind da schon die Fragen, die der Film stellt: Wie verarbeiten die Männer das Grauen, das sie sehen? Müssten sie nicht auch helfen, anstatt nur zuzuschauen? Oder ist die Wirkung der Bilder, die die Weltöffentlichkeit wachrütteln, wichtiger? Symbolhaft hierfür steht das Pulitzerpreis-gekrönte Foto, das Kevin Carter im Mai 1994 aufnahm: Ein abgemagertes Mädchen wird im Sudan von einem Aasgeier belauert. Hätte er ihn nicht vertreiben müssen? Der Regisseur fächert den moralischen Zwiespalt seiner vier Protagonisten, ihre widerstreitenden Gefühle glaubwürdig und packend auf. Sie waren mehr als nur Augenzeugen der Apartheid.

Bewertung: empfehlenswert

The Bang Bang Club Kanada/Südafrika 2010, 107 Min., ab 16 J., R: Steven Silver, D: Ryan Philippe, Taylor Kitsch, im UCI Othmarschen-Park (nicht Mo, Mi); www.thebangbangclub.senator.de