Hamburg. Das Kaltstart-Festival kommt in der zweiten Woche richtig in Fahrt. Mit überwiegend sehr ansehnlichen Ergebnissen. Wie viel Charme ein Theater der kargen Mittel verbreiten kann, bewies "Il Postino" vom Bochumer Theater Rottstraße 5. Vor einem Paillettenvorhang in italienischen Nationalfarben sucht Postbote Mario, gespielt von Alexander Maria Schmidt, sein Glück in einem Fischerdorf.

Er hat eine Ader für Poesie und für seine einzige Kundin, die berühmte Autorin Majo. Postkarten segeln auf einer Wäscheleine. Die Fahrradklingel bimmelt am Finger. Und dann trifft ihn die Liebe, in Gestalt der spröden Beatrice, eine von fünf Rollen vom Vater bis zur Tante, die Maja Beckmann mit toller Wandlungsfähigkeit meistert.

Bestürzende Einblicke in das von äußeren, aber auch inneren Zwängen beherrschte Leben der Jackie Kennedy gibt Darstellerin Janina Sachau vom Düsseldorfer Schauspielhaus in "Jackie", Teil vier des Zyklus "Prinzessinnendramen" von Elfriede Jelinek. Kapriziös stößt sie bittere Weisheiten aus wie diese: "Sie sehen uns, aber sie sehen in Wirklichkeit sich selbst in uns." Und man begreift, dass die betonierte Frisur und die edlen Kleider nur ein Korsett sind, das Sicherheit bieten soll.

Einen so geschliffenen Text hätte man sich für den Monolog "My name is Peggy" von Marc Becker gewünscht. Leider zeugen Sätze wie "Tun Sie so, als ob sie wären, was sie sind" kaum von postmoderner Klarsicht, sondern von sprachlicher Hilflosigkeit. Agnes Jaworek muss in der Regie von Christian Reichel entsetzlich bemühte Exkurse über das Frühstück und einen totgefahrenen Hund abgeben. Kurze Intermezzi zwischen mit Musik zugekleisterten Umkleidepausen.

Kaltstart-Festival bis 2.7., Programm und Infos unter www.kaltstart-hamburg.de