Das Altonaer Museum widmet dem Rechenschieber und seinen vermessungstechnischen Artverwandten von heute an eine einjährige Ausstellung

Altonaer Museum. Was hätten frühe Kartografen und Architekten wohl ohne den Rechenschieber gemacht? Viele heute berühmte Gebäude wären wohl nie gebaut worden, viele Kapitäne hätten sich verirrt. Schaut man in die Moderne, gebührt größter Dank der vermessungstechnischen Firma Dennert & Pape Aristo, deren berühmtestes Produkt 100 Jahre lang der Rechenschieber war. Zwar wurde das Recheninstrument bereits im 17. Jahrhundert erfunden, die Firma Aristo patentierte mit ihrem maßbeständigen Celluloid-Rechenschieber jedoch ein besonders langlebiges und präzis funktionierendes Exemplar.

Das Altonaer Museum für Kunst und Kulturgeschichte präsentiert von heute an die 150-jährige Firmengeschichte des feinmechanischen Unternehmens, das seit 1862 Vermessungsinstrumente aller Art herstellte.

Die Firma, die mit zehn Mitarbeitern begann und in der 1973 mehr als 500 Menschen beschäftigt waren, ist nicht nur ein wesentlicher Teil Altonaer Stadtgeschichte. Ihre Produkte sind auch die Grundsteine der danach einsetzenden Kartografie mit all ihren Konsequenzen wie der fortschreitenden Digitalisierung Ende des 20. Jahrhunderts. Denn neben Wasserpegelmessern und Landvermessungsgeräten, mit denen man fortan die Welt in Zahlen und auf Karten bannen konnte, leistete die Arbeit mit Geodreiecken, Rechenschiebern und Zeichentischen auch den späteren Taschenrechnern und ersten Computern Vorschub.

Nach der drohenden Schließung des traditionsreichen Altonaer Museums Ende vergangenen Jahres ist dem Team um Kuratorin Dr. Anne Mahn nun eine überzeugende Ausstellung gelungen, die eine exemplarische Firmengeschichte mit der weiteren Stadt-, Industrie- und Technikgeschichte verzahnt.

"Die Stadtgeschichte Hamburgs ist schon länger unterrepräsentiert", sagt Anne Mahn. "Dabei interessieren sich die Leute sehr für ihre Stadt. Vor allem in Altona gibt es noch viele Leerstellen." Eine dieser Leerstellen wird nun weniger mit abstrakten technischen Spezifika gefüllt, sondern mit einer lebendig-informativen Mischung aus Betriebsanekdoten, Astronomie, sozialhistorischen Verortungen und Rückblicken auf geografische Besonderheiten.

Denn von Altona ausgehend, das im 19. Jahrhundert neben Greenwich und Paris eine eigene Nullmeridianlinie anlegte, wurden geeignete Bahnstrecken gen Norden ausgelotet, westliche wie östliche Längengrade vermessen und astronomische Kartierungen vorgenommen, anhand derer grenzübergreifende Orientierung möglich war. Das war nicht nur der Navigation von Handelsschiffen zuträglich, sondern diente auch dem ersten Vorläufer eines gemeinsamen europäischen Gedankens.

Vermessenes Altona: Die Firma Dennert & Pape Aristo bis 1.7.2012, Di-So, 10.00-17.00, Altonaer Museum (S Altona), Museumstr. 23, Eintritt 4,-/6,-, freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 J.