Der künstlerische Leiter des Internationalen Sommerfestivals wird die Leitung des Tanz- und Theaterfestivals der Berliner Festspiele übernehmen.

Hamburg. Der erste Gedanke: Schon wieder einer weniger. Nun verlässt also demnächst auch Matthias von Hartz, künstlerischer Leiter des Internationalen Sommerfestivals Hamburg, die Hansestadt in Richtung Berlin, um dort ab 2013 die Leitung der renommierten Spielzeit Europa zu übernehmen. Für den erfolgreichen Festivalmacher ist das ein Karrieresprung, der nicht überraschend kommt. An mehreren wichtigen Häusern und Festivals sind gerade Entscheidungen für die nächsten fünf Jahre gefallen. Diverse Angebote hatte er zuvor abgelehnt.

Er gehe nicht im Groll, betont von Hartz. 15 Jahre hat er dann in Hamburg gewirkt, fünf Jahre Festivalleitung inklusive. Das ist eine vergleichsweise lange Zeit. Trotzdem. Wehmut bleibt. Matthias von Hartz hat das Festival von einem Nischenereignis zum weithin leuchtenden Publikumsmagneten gewandelt. Gelungen ist ihm das mit Produktionen internationaler Festivalnomaden, Neuentdeckungen und politischen Schwerpunkten. Er bleibt bei seinem Diktum: "Hamburg ist keine Kulturstadt. Kultur findet statt von Kaufmanns Gnaden. Die ist zwar relativ groß, aber Kultur ist nicht das identitätsstiftende Moment der Stadt." Er freue sich darauf, in einer Stadt zu arbeiten, in der man sich ernsthaft für internationale Kunst interessiere und wo man sich nicht ständig erklären müsse.

Die Defizite in der Politik lassen sich nicht auf das Publikum übertragen. "Das meiste, was ich hier gemacht habe, ist sehr gut angenommen worden. Es gibt ein großes, interessiertes, mutiges und treues Publikum." Vom ersten bis zum dritten Jahr hat es von Hartz verdreifacht. Schon nach zwei Jahren sei das Festival an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen, erklärt der Festivalmacher. "Wenn da nicht die große kulturpolitische Entscheidung folgt, ist das irgendwann ausgereizt." In diesem Jahr legt das Festival vor allem dank privater Förderer dennoch einen kleinen Sprung zu mehr Größe hin.

Mit der Spielzeit Europa übernimmt von Hartz ein etabliertes, extrem erfolgreiches Festival, das finanziell rund das Doppelte an Ausstattung wie Hamburg vorweist. Allerdings buhlen in Berlin mehrere Häuser und Festivals um dieselben Künstler, was die Arbeit erschweren dürfte. Auch dort will von Hartz weiterhin interdisziplinär, politisch und stadtbezogen arbeiten.

Kampnagel ist auch dank seiner Arbeit gut aufgestellt, spielt in der Liga internationaler Koproduktionen wieder mit. Sein Weggang ist für Intendantin Amelie Deuflhard ein herber Verlust. Für die verbleibende Zeit hat Matthias von Hartz seine Ziele noch einmal hochgesteckt. "Klar habe ich den Ehrgeiz, dass mein letztes Festival mein schönstes wird."