Eine musikalische Lesung würdigt Miles Davis und sein Werk zum 85. Geburtstag

Polittbüro. Nahezu inflationär benutzt Miles Davis (1926-1991) in seiner Autobiografie das Wort "motherfucker". Im Englischen eigentlich ein übles Schimpfwort, gebraucht der Jazztrompeter es jedoch auch positiv, bezeichnet etwa die von ihm hoch geschätzte Sängerin Sarah Vaughan so und auch ein paar von ihm ebenfalls verehrte Kollegen.

Christian Richthofen nimmt das Wort in die Unterzeile zu seiner musikalischen Lese-Session auf: "Dead Or Alive! - Aus dem Leben eines genialen Motherfuckers" heißt ein Programm, das der Schlagwerker mit Schauspieler Rolf Becker und den Musikern Jürgen Attig (Bass) und Mischa Schumann (Klavier) aus Anlass von Davis' 85. Geburtstag am 26. Mai konzipiert hat. Richthofen meint mit "motherfucker" die Facetten dieses stilbildenden Musikers, der von seiner Umwelt und seinem Publikum oft als extrem arrogant wahrgenommen worden ist.

Seit Teenagerzeiten ist Richthofen von Davis' Trompetenklang fasziniert. Ein Horn wird in den musikalischen Teilen des Abends zwar nicht ertönen, doch Richthofen wird Mundposaune blasen und die Töne über ein Loopgerät in die Lautsprecher schicken. Die von Rolf Becker gelesenen Passagen aus Davis' Biografie und die Kommentare von Richthofen beschäftigen sich vor allem mit der Zeit zwischen 1947 und 1955, als Davis im Bebop zum Star wurde und zu einer der Begründer des Cool Jazz.

Musikalisch ist die Spanne der Kompositionen, die das Jazz-Trio spielen wird, weiter gefasst und reicht von "Bye Bye Blackbird" über "Donna Lee" bis zu "Tutu", einer Nummer, die Davis 1986 aufgenommen hat. Da war der "geniale motherfucker" bereits zum Popstar geworden.

Dead Or Alive! Eine musikalische Lese-Session, Mi 22.6., 20.00, Polittbüro (U/S Hauptbahnhof); Steindamm 45, Karten 15,-/10,-; www.polittbuero.de