Dem Online-Projekt der Universität geht das Geld aus

Hamburg. Verfolgt, verjagt, mit Berufsverboten belegt, inhaftiert und manchmal auch ermordet - die Nazis wüteten auch unter Musikern, denen sie jüdische und bolschewistische Umtriebe vorwarfen. Jetzt ist in Hamburg das Projekt gefährdet, das dafür sorgen will, dass die Opfer nicht vergessen werden: Am Online-Lexikon "Verfolgte Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit" ( www.lexm.uni-hamburg.de ) kann wegen Finanzmangels derzeit nicht weitergearbeitet werden; Sophie Fetthauer, die an der Universität daran arbeitet, musste sich arbeitslos melden.

Mehr als 10 000 Menschen waren damals von der Kultur-Verfolgung betroffen. Die Musikwissenschaftlerin erforschte viele dieser Lebenswege. Das biografische Online-Lexikon ist seit 2005 am Institut für Musikwissenschaft der Universität Hamburg gewachsen. 3000 Einträge und 500 ausführliche Artikel sowie eine Bibliografie von 1000 Seiten sind bereits abrufbar, 5000 Einträge und 1000 Artikel sollen es bis Ende 2015 werden.

Ob das Lexikon fertig wird, steht in den Sternen. Nach fünf Jahren ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft als Finanzier ausgeschieden. Die herausgebenden Professoren Peter Petersen, der seit 1985 an dem Thema Exilmusik arbeitet, und Claudia Maurer-Zenck hoffen darauf, der Lexikon-Schreiberin zunächst ein Drei-Monats-Angebot machen zu können. Dann könnten sie neue Geldgeber suchen. 20 000 Euro für Sachkosten stellt die Ernst-von-Siemens-Stiftung bereit, falls die Personalkosten zusätzlich eingeworben werden.

Das Online-Lexikon ist ein wichtiger Beitrag zur Exilforschung, die - verankert in den Fächern Geschichte, Literatur-, Musik- und Kunstwissenschaft - in Hamburg ein universitärer Kompetenzschwerpunkt ist. Heute gibt es ein Gespräch mit der Wissenschaftssenatorin, von der sich Petersen Unterstützung für das Lexikon erhofft.