Nachfolger des Quotenhits “Um Himmels Willen“: Die ARD vergaloppiert sich mit “Das Glück dieser Erde“, ihrer neuen Hauptabendserie

Hamburg. Für die ARD liegt das Glück dieser Erde auf dem Dienstagabend: Ob Ordensschwestern ("Um Himmels Willen") oder Ärzte ("In aller Freundschaft"), mit Heile-Welt-Serien weiß der Sender sein betagtes Publikum zu verzücken. Mehr als sieben Millionen Zuschauer schauten im Schnitt die gerade ausgelaufene zehnte Staffel der Nonnen-Serie mit Fritz Wepper - ein Dauerbrenner. Mit der neuen Hauptabendserie "Das Glück dieser Erde" will die ARD zur besten Sendezeit offensichtlich auf ein sicheres Pferd setzen und schickt eine überaus konservative Serie ins Rennen um die Zuschauer.

Die 13-teilige Pferdesaga aus den Stallungen von ARD und ORF scheint nur auf den ersten Blick erfolgversprechend: Landlust-Feeling und heile Welt treffen auf Liebe, Hiebe und Intrige, blaues Blut auf Warmblüter. Das Strickmuster der Stuten-Soap ist jedoch so überraschend wie Pferdeäpfel appetitlich. Im Mittelpunkt steht Tierärztin und Unternehmensberaterin Katharina Lenz (Eva Herzig, "Die Pferdefrau"), die nach dem Tod ihres Vaters in ihre Heimat zurückkehrt und die Leitung des Staatsgestüts Piber in der Steiermark übernimmt. Dort werden Lipizzaner-Hengste für die Spanische Hofreitschule in Wien gezüchtet. Natürlich wird schnell klar, dass das Arbeiten in einer traditionellen Männerdomäne auch für die ambitionierte Pferdeflüsterin kein Ponyhof ist.

Neben den Machenschaften der Konkurrenz muss Lenz gegen den drohenden Konkurs des Gestüts ankämpfen. Die Charaktere der neuen Serie sind so blass wie die weißen Lipizzaner: Es gibt den intriganten Gestütsmeister, den korrupten Bürgermeister, den sympathischen Tierarzt und die beste Freundin. Hochglanz-Kulisse und vermeintliche Tierliebe werden zu einer müden Schmonzette verwurstet. Heraus kommt eine Mischung aus "Die Mädels vom Immenhof" und "Das Erbe der Guldenburgs" mit einer Dramaturgie, mit der jedes "Wendy"-Magazin mithalten kann.

Als die ARD die neue Hauptabendserie in Hamburg vorstellte, verglich Programmdirektor Volker Herres die älteste Kulturpferderasse der Welt mit der ARD, die für Hochkultur stehe. Das mag für hochwertige Serienproduktionen wie "Im Angesicht des Verbrechens" oder "Weissensee" stimmen. In diesem Fall lahmt der Vergleich jedoch wie ein ausgedientes Dressurpferd. Trotzdem setzt man in der ARD alle Hoffnung auf Lipizzaner als quotenträchtige Nachfolger der Nonnen. Eine Fortsetzung ist bereits angedacht. Der Gnadenhof muss warten.

Das Glück dieser Erde dienstags 20.15 ARD