Weniger Politik, mehr Melodien - bei den “Hamburg Sounds“ sind dieses Mal Nils Koppruch und Tim Neuhaus zu Gast

Fliegende Bauten. Was passiert, wenn sich drei deutsche Musiker und ein Haufen Franzosen zum Konzert treffen? So könnte ein Witz mit zweifelhafter Pointe beginnen, aber weit gefehlt, es ist die Zusammensetzung des "Hamburg Sounds"-Konzerts am heutigen Montagabend in den Fliegenden Bauten. Neben den beiden Grand-Hotel-Van-Cleef-Musikern Nils Koppruch und Tim Neuhaus werden sich auch der Hannoveraner Daniel Bertram und mit Pierre Ferdinand Et Les Charmeurs echte Neo-Chansonniere in den Fliegenden Bauten die Ehre geben.

Damit setzen die Macher ihr Konzept aus einer Mischung von etablierten Namen der Hamburger Popwelt mit vielversprechenden Talenten aus dem Rest der Republik konsequent fort. Allen voran Nils Koppruch ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des kulturellen Hamburgs. Knapp zehn Jahre lang war er Kopf der Indie-Band Fink, die mit ihrer Mischung aus Hamburger Schule Sound und Country eine neue Form der Diskursmusik prägten und nicht umsonst regelmäßig mit Element of Crime verglichen wurden. Seit dem Ende seiner Band 2006 widmete sich Nils Koppruch seiner Solokarriere und zählt unter dem Synonym Sam gleichzeitig zu einem der bekanntesten bildenden Künstler der Off-Szene. Musikalisch werden seine Lieder immer noch von alten Finktugenden wie Country und Folk geprägt, auch wenn es textlich nicht mehr so politisch sein muss. Vielmehr beobachtet Koppruch die Welt um sich herum und schreibt seine Songs so, dass "Marcus Wiebusch von Kettcar und die Ärzte sie gleichsam singen könnten", wie er sagt.

Ähnlich umtriebig und musikalisch wertvoll ist auch Tim Neuhaus, seines Zeichens studierter Schlagzeuger und Songwriter. Neben seinen Ausflügen als Drummer bei der Blue Man Group und Clueso erzählt der gebürtige Hagener auf seinen Soloalben Geschichten aus dem Leben. Musikalisch geprägt wurde er dabei von seinem Jazzstudium in Weimar sowie Ausflügen an das Liverpooler Institute of Performing Arts und das Pariser Conservatorium. Ähnlich bunt wie die Einflüsse sind seine Songs - anspruchsvoll und gleichzeitig hanseatisch direkt. Oder frei nach Neuhaus: "Die Musik ist so, wie Musik sein sollte, die nicht als Soundtrack zur Erstürmung der Bastille dienen soll." Übrigens ist Tim Neuhaus auch der einzige Künstler des Abends mit rein englischen Texten.

Aus einer Stadt, die man an der Elbe nicht nur aus Pop-Sicht gern belächelt, kommt Daniel Bertram. Der 25-jährige Hannoveraner gewann Anfang des Jahres die NDR-Talentshow "Song des Nordens". Seither läuft sein "Unser Himmel atmet" regelmäßig im Radio und in diversen NDR-Shows. Dass der hauptberufliche Filmemacher gerade einen Imagefilm für seinen Heimatverein Hannover 96 gedreht hat, wird man bei so viel Talent für einen Abend vergessen können.

Wahre Paradiesvögel neben diesem Songwriter-Triumvirat sind Pierre Ferdinand Et Les Charmeurs. Bei der Beschreibung der eigenen Musik sind sie sich nicht ganz einig: "Es ist kein Schlager, es ist Popchanson mit Rock- und Funk-Einflüssen." Am Ende aller Erklärungsversuche bleiben sie dann beim Begriff Neo-Chanson stehen und öffnen damit eine ganz eigene Schublade.

Ihre Musik verströmt dabei einen starken Hauch des in Deutschland so sehr verehrten Savoir Vivre. Aus ihrer Heimat Paris haben sie dafür viele Geschichten über die Liebe mitgebracht, die wunderbar auf Deutsch gesungen funktionieren.

Mit einer solchen Zusammenstellung verspricht der "Hamburg Sounds"-Abend wieder abwechslungsreich und spannend zu werden, wie die Poplandschaft der Hansestadt selbst.

Hamburg Sounds Mo 20.6., 19.30, Fliegende Bauten (U St. Pauli) Glacischaussee 4, Karten ab 16,40 bis 20,80 unter T. 88 14 11 880; www.fliegende-bauten.de