Jordi Savall, Grandseigneur der Gambe, spielte im Kunstforum

Hamburg. "Wir haben viel Musik dabei - aber es fehlt ein Bier, um historisch korrekt zu sein", sagte Jordi Savall strahlend vor der zweiten Zugabe. Damit erntete der katalonische Gamben-Guru zustimmenden Beifall, brachte die Stimmung allerdings nicht ganz auf den Punkt. Denn es hätte streng genommen ein Scotch Ale sein müssen. Oder ein frisch gezapftes Guinness. Schließlich entführte uns das Konzert im Bucerius-Kunst-Forum auf die britischen Inseln: Passend zur aktuellen Turner-Ausstellung eine Etage tiefer hatte Savall ein Programmpaket mit traditionellen Liedern und Tänzen aus Irland und Schottland geschnürt.

Stücktitel wie "Abergeldie Castle Strathspey" oder "The Reel of Tullochgorum" riechen förmlich nach alten Whiskys und Whiskeys - und mitunter fühlte man sich tatsächlich in einen alten irischen Pub versetzt, wenn Savall auf den Saiten so knackig losfetzte, dass die Füße ganz von alleine mitwippten.

Dabei groovte der knapp 70-jährige Grandseigneur der Gambe nicht allein, sondern mit zwei Wegbegleitern aus der Premier League der Alte-Musik-Szene: Andrew Lawrence-King zupfte und streichelte die irische Harfe, und der fantastische Perkussionist Frank McGuire faszinierte die Hörer mit einem Instrument namens Bodhran. Unglaublich, welche Vielfalt an Tönen er aus dieser irischen Trommel herausklöppelte. Das klang manchmal wie ein ganzes Drumset.

Das klug ausgewählte Programm beschränkte sich aber keinesfalls auf lustige Trinklaunelieder. Schon die flotten Stücke ließen zwischen den Zeilen immer mal eine weiche britische Wehmut durchschimmern - und die trat dann bei langsameren Nummern erst recht zutage. Wie etwa in "MacPherson's Lament", das der berühmte britische Bandit und Fiddler James MacPherson gespielt haben soll, bevor ihn der Henker an den Galgen führte.

Am Ende fiedelten und fetzten die drei Musiker dann aber so munter drauflos, als wären sie eine irische Rockband des 18. Jahrhunderts. Der Maler William Turner hätte sicher auch seinen Spaß gehabt. Und gleich mal ein Pint Guinness bestellt.