Das unterbewertete, in den 80er-Jahren stilbildende Hip-Hop-Trio The Jungle Brothers ist erstmals seit 1993 wieder vereint auf Tour.

Es gab mal eine Zeit, da definierten Hip-Hop-Künstler sich nicht über die Schwere der Goldketten, mit denen sie sich behängten. Auch der im Hip-Hop wichtige Begriff der "realness", der Wahrhaftigkeit und Authentizität bedeutet, stand damals noch nicht für kriminelle Vergangenheit, frauenverachtende Sprüche und latente Gewalt. In den 80er-Jahren feierte Hip-Hop sich als Party-Musik und war ein Beispiel für kulturelle schwarze Identität. Was Soul-, Funk- und Jazzkünstler in den 60er-Jahren erreicht hatten, führten die Hip-Hop-DJs und -MCs seit Beginn der 70er-Jahre fort. Hip-Hop war Ausdruck von Black Power und "realness" von schwarzer Herkunft und schwarzem Bewusstsein.

Die Jungle Brothers orientierten sich an diesen Vorbildern der frühen Phase. Nathaniel Hall, einer der beiden Jungle-Brothers-Rapper, wählte als Künstlernamen Afrika Baby Bam als Referenz an den Hip-Hop-Pionier Afrika Bambaataa. Das Trio, zu dem noch der Rapper Mike G und der DJ Sammy B gehörten, sampelte Musik von James Brown, von diversen Jazzcombos und integrierte auch afrikanische Rhythmen in seine Tracks.

Zusammengefunden hatten sich die drei 1985 in einer High School in Harlem, wo sie bei einer der vielen Talentshows ihr Können am Mikro und hinter den Plattenspielern zeigten. Ihr erstes Album produzierten sie 1988 noch selbst, ohne eine große Plattenfirma im Rücken. Doch die Scouts von Warner Brothers wurden auf "Straight Out The Jungle" aufmerksam und nahmen die drei Freunde ein Jahr später unter Vertrag.

"Done By The Forces Of Nature" hieß das erste Jungle-Brothers-Album für den Entertainment-Konzern. Das Cover zeigt eine gemalte Collage mit den drei Gesichtern der Künstler, der Silhouette ihrer Heimatstadt New York und einigen afrikanischen Motiven wie einem Löwen, einem Dromedar und einer schwarzen Frau mit Engelsflügeln. Über dem World Trade Center kreisen weiße Tauben als Symbole für eine friedliche Welt. Die Jungle Brothers gehörten damals zu den Vertretern einer neuen Rückbesinnung auf Afrika.

In ihren Texten reimen sie über afrikanische Könige und die Schönheit schwarzer Frauen und ermahnen ihre Hörer, sich Gedanken über die kulturelle Herkunft zu machen. Ein "Parental Advisory"-Aufkleber, sonst bei Hip-Hop-Platten wegen der rüden Sprache gang und gäbe, findet sich auf "Done By The Forces Of Nature" nicht. Im Gegenteil: Auf der Rückseite des Covers klebt ein Logo mit einem Revolver und einem roten Stop-Zeichen.

Das Album bekam herausragende Kritiken, doch in der Vielzahl an Veröffentlichungen jener Zeit ging es unter. Hauptkonkurrenten war De La Soul mit "3 Feet High And Rising". Das Trio räumte mit seinem melodiösen Album damals alles ab, für die Jungle Brothers blieb nur die Anerkennung der einschlägigen Szene. Bis heute. Die Jungle Brothers waren innovativ, ihre Ideen wurden von anderen gern aufgenommen, benutzt, doch der kommerzielle Erfolg des Trios hielt sich in Grenzen.

Das führte dazu, dass Warner den Vertrag nicht verlängerte und die Jungle Brothers ihre Platten fortan beim britischen Hip-Hop-Label Gee Street herausbrachten. Auch DJ Sammy B trennte sich schon 1993 von seinen Kumpels, ist aber inzwischen wieder dabei. Zum ersten Mal seit 1993 gehen sie wieder in vollständiger Besetzung auf Tournee.

Das New Yorker Trio zählt zwar zur sogenannten Old School, doch war es immer offen für neue Einflüsse. Schon 1989 brachte es den Track "I'll House You" heraus, der vom DJ Todd Terry gemixt wurde. Die Nummer war die erste Maxi, auf der Hip-Hop und die in Chicago entstandene House Music sich miteinander verbanden. Auch später integrierten die Jungle Brothers Beats in ihre Musik, die vor allem in England schwer angesagt waren wie Drum 'n' Bass. Die Dschungel-Brüder waren Inspirationsquelle für andere Hip-Hop-Stars wie die Roots oder Arrested Development. Jetzt wollen sie es noch einmal selber wissen.

The Jungle Brothers, Eljot Quent Fr 10.6., 21.00, Fabrik (S Altona); Barnerstraße 36, Karten zu 19,80 im Vorverkauf; www.jbeez.com