Die YouTube-Doku “Life in a Day“ ist oft flüchtig, nur selten faszinierend

"Life in a Day - Ein Tag auf unserer Erde". Unsere Spezies filmt sich selbst bei der Nabelschau. Das klingt narzisstisch? Da ist etwas dran, aber es ist erstaunlich, dass und wie dieser Film zustande gekommen ist. Die Produktionsfirma von Ridley Scott und das Internet-Portal YouTube hatten Menschen aufgerufen, am 24. Juli 2010 besondere Ereignisse zu filmen und die Ergebnisse einzusenden. Daraufhin gingen bei YouTube mehr als 80 000 Videos ein.

Kevin Macdonald, der sonst Fiktionen wie "Der letzte König von Schottland" oder Dokus wie "Sturz ins Leere - Touching the Void" inszeniert, hat die Aufgabe übernommen, die 4500 Stunden Material zu sichten, sortieren und zu strukturieren. Er schlägt einen Bogen von den frühen Morgen- bis zu den letzten Abendstunden, er gastiert auf allen Kontinenten und handelt von fast allem. Arbeit und Freizeit, Fortbewegung, Krankheit, Sport, Liebe und Tod. Zu diesem Thema steuert Deutschland tragische Bilder bei, denn ausgerechnet an diesem Tag ereignete sich die Tragödie bei der Loveparade in Duisburg.

So entstehen sehr viele Einzelimpressionen, wenn auch thematisch gebündelt. Gelegentlich gibt es einen roten Faden wie den mehrfach auftauchenden Globetrotter aus Südkorea, der mit seinem Fahrrad versucht, was der Film mit seinen Mitteln schon schafft: die Welt zu umrunden. Lustig wird es manchmal auch, wenn bei der Trauung eines gereiften Paares der Pastor einige unpassend direkte Worte an die versammelte Gemeinde richtet.

Die Dokumentation pendelt zwischen vielen Lebenssituationen, Stimmungen und Perspektiven. Das ist manchmal erstaunlich, selten faszinierend und meist flüchtig. Das möglichst-alles-von möglichst-vielen-überall-auf-der-Welt-Konzept wirkt oft leider etwas beliebig. Man wird den Verdacht nicht los, weniger wäre mehr.

Bewertung: annehmbar

Life in a Day - Ein Tag auf unserer Erde GB 2011, 95 Min., ab 6 J., R: Kevin Macdonald, Mo-Mi im 3001 (OmU); www.youtube.com/lifeinaday