Rock? Electro? Jazz? Die Battles verwirren gründlich beim Pogo zwischen den Stühlen am 12. Juni im - unbestuhlten - Uebel & Gefährlich.

Igor Strawinsky, Neo Rauch, Stanley Kubrick: Schon die Liste der explizit benannten Einflüsse macht klar, dass die Battles keine normale Rockband sind. Beziehungsweise keine normale Electroband. Beziehungsweise keine normale Jazzband.

Verwirrt? Tja, mit den Genres ist das bei den Amerikanern so eine Sache. Als sicher kann eigentlich nur gelten, dass wir es hier ganz grundsätzlich gesprochen mit einer Band zu tun haben. Einer Kreativzelle also - deren Existenz allerdings auf der Kippe stand, als Sänger Tyondai Braxton sich überraschend verabschiedete. Da hieß es dann alles auf Anfang, das bereits eingespielte Material für "Gloss Drop", Album Nummer zwei, noch mal durchhören und das meiste schlicht in den virtuellen Papierkorb verschieben. Hier ein seltsamer Rhythmustrack, da eine kleine Melodie: Viel mehr blieb nicht übrig, als das verbliebene Trio das Material gesichtet hatte.

Doch wie das so ist mit dem Ausmisten: Es schafft Raum für Neues und setzt bisweilen ein ungeheures kreatives Potenzial frei. Weshalb "Gloss Drop" eine bis zum Rand gefüllte Wundertüte geworden ist, aus der immer neue Polyrhythmen, Soundeffekte und überraschende Wendungen strömen. Manchmal beginnt ein Track so verhalten wie "Ice Cream", um einer Dampframme gleich das Tempo immer weiter anzuziehen. Manchmal ("White Electric") bricht die Metalvergangenheit einzelner Mitglieder durch. Dann wieder kommt Karibikfeeling auf ("Dominican Fade") oder es wird ein Toast auf den Electro-Minimalismus ausgebracht ("Toddler"). Für zusätzliche Würze in diesem extrem unterhaltsamen Sammelsurium der Stile sorgen vier Gastsänger, von denen New-Wave-Legende Gary Numan ("Are Friends Electric?") der bekannteste ist.

Dass die Battles in der Lage sind, ihren Studiosound live zu reproduzieren, ja sogar noch mehr Druck zu entwickeln, zeigte bereits der so kurze wie unvergessliche Konzertclip in der Musikdoku "All Tomorrow's Parties". Was einen Sonntagabend im Uebel & Gefährlich erwarten lässt, bei dem nicht nur ob der rhythmischen Vielfalt mächtig gestaunt, sondern ebenso mächtig getanzt werden darf.

Battles So 12.6., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 15,- im Vorverkauf.; www.bttls.com