Hamburg. Dominique Strauss-Kahn bekommt von Neil Hannon gleich zwei Songs gewidmet. Allerdings hätte der wohl kaum darüber gelacht, denn "The Complete Banker" beschreibt einen gierigen Bankier, der sich schon auf die nächste Luftblase freut, die man mit Spekulationen zum Platzen bringen könnte. Und "Bang Goes The Knighthood" ist der Song über ein Mitglied der höheren Schicht, der zu einer peitscheschwingenden Domina geht und wegen seiner obsessiven Sexualpraktiken Frau, Ehre und gesellschaftliche Stellung verliert. Hannon, der seine Musikprojekte The Divine Comedy nennt, erntet für diese aktuellen Songs viel hämischen Beifall seiner Fans im Knust.

Seine Alben nimmt der in Dublin geborene Hannon oft mit großer Band und Orchester auf, doch ins Knust ist er als Solist gekommen. Am Klavier oder zur Gitarre singt und spielt er seine Songs als reduzierte Versionen der oft opulenten Originale. Aber ebenso wie bei seinem amerikanischen Pendant Randy Newman verlieren die Nummern nichts von ihrem oft sarkastischen Witz.

Hannon ist ein Geschichtenerzähler, der den Finger in so manche gesellschaftliche Wunde legt, aber ebenso selbstironisch mit sich selber umgeht. Das wird immer wieder bei seinen Liebesliedern deutlich. Die Metaphern, die er auf umworbene Frauen anwendet, werden schnell zum Rohrkrepierer. "Wenn du ein Pferd wärst, würde ich deinen Stall sauber machen", singt er in "If ...", was nicht gerade nach geschliffener Minne klingt. Hannon ist ein intelligenter Spaßmacher, versierter Musiker und distinguierter Clown. Als die Roadies schon die Mikros abbauen, klatscht das Publikum noch immer: Neil Hannons Auftritt war göttlich. (oeh)