Das britische Pop-Duo Hurts spielt beim Stadtpark-Konzert mit großen Emotionen

Hamburg. Kann eine Band, die sich "Schmerzen" nennt, glücklich machen? Ja, das geht. Beim Auftritt der Hurts aus Manchester im fast ausverkauften Stadtpark blickt man fast überall in fröhliche Gesichter. Früh erklingt die Tränenballade "Wonderful Life". Jener Hit über eine Frau, die sich in einen lebensmüden Mann auf einer Brücke verliebt. Und Sänger Theo Hutchcraft und seinen Pianisten Adam Anderson aus der Arbeitslosigkeit rettete. Das berühmte Musikvideo flimmert über die Leinwände. Schwarz-weiße Luftballons tanzen vor der Bühne. Und Hutchcraft verteilt weiße Rosen an die ersten Reihen. Schöner kann Kitsch nicht sein.

An diesem Song wirkt alles irgendwie abgeschaut. Bei Depeche Mode oder bei Tears For Fears. Aber eigentlich ist das, was das Duo hier abliefert, mindestens ebenso von dem Pathos-Pop eines Bryan Adams oder einer Boygroup wie Take That infiziert. Hutchcraft gibt den Max Raabe des gepflegten Poppers, das Haar schön pomadisiert, der Anzug akkurat, steht er nicht mehr ganz so angeklebt wie in den Anfängen hinter seinem Mikrofonständer und reckt seine Hände dramatisch gen Himmel. Bei der Trauer-Ode "Evelyn" übt er sich gar ausgelassen im zerstörerischen Tanz mit dem Mikrofonständer.

Inzwischen hat das Duo mächtig aufgerüstet. Erweitert sich live um drei Musiker, eine vierköpfige Streichergruppe, zwei Tänzerinnen, die auch mal schwarze Fahnen schwingen - und einen Opernsänger. Der sollte eigentlich nur mal einen Kurzeinsatz haben, inzwischen ist er unverzichtbar und darf sogar "Verona" schmettern.

Man spürt, dass die beiden Musiker noch immer stolz sind auf ihre Anzüge. Schließlich gab es Zeiten, da konnten sie sich nicht mehr als einen leisten. Seither haben sie keine Angst vor Emotionen. Seither walzen sie Unglück, Scheitern, Zerwürfnisse in ihrer Musik aus. "Devotion", "Silver Lining", "Mother Nature". Auch diesmal streckt Hurts das schmale Repertoire, das sich noch immer auf das Debüt-Album "Happiness" beschränkt, um Kylie Minogues 18 Jahre alte Glanzhymne "Confide In Me" aus ihrer Indie-Phase. Der Song zählt zu den besten Momenten des Abends. Diese Jungs wollen nicht nur zitieren, sie wollen ihre Zuschauer ernsthaft überwältigen. Und das gelingt ihnen. Mit einer fast klassischen Inszenierung.