Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt St. Gertrud mit 25 000 Euro

Hamburg. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert die Restaurierung eines der bedeutendsten Hamburger Sakralbauwerke. Gestern überreichte Stiftungskurator Klaus Röhrer im Gemeindesaal von St. Gertrud eine Förderurkunde von 25 000 Euro, mit der die dringend notwendige Sanierung des 88 Meter hohen Turms unterstützt wird. Das Denkmalschutzamt steuert 100 000 Euro zu, trotzdem ist die Gemeinde auf weitere Spenden angewiesen, denn die Gesamtkosten werden etwa 600 000 Euro betragen.

"St. Gertrud ist das norddeutsche Beispiel dafür, dass auch die Neogotik großartige Bauwerke geschaffen hat. Ihr schöner und ästhetischer Turm überragt Uhlenhorst wie ein Fingerzeig Gottes", sagte Rosemarie Wilcken, die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die in Hamburg bereits mehr als 20 Denkmäler gefördert hat.

Von 1881 bis 1885 errichtete Johannes Otzen, der zu den einflussreichsten und meistbeschäftigten Kirchenbaumeistern des späten 19. Jahrhunderts zählte, am Kuhmühlenteich auf der Uhlenhorst Hamburgs wohl schönste neogotische Kirche. Mit ihrem weithin sichtbaren Turm, den Apsiden, verspielten Türmchen und Giebeln, bietet der an einem Ausläufer der Alster gelegene Backsteinbau ein malerisches Bild - und zu den nur unweit aufragenden Monolithen der Mundsburghochhäuser einen eigentümlichen Kontrast.

Otzens Ehrgeiz, die Fassade durch die Verwendung von nicht weniger als 460 verschiedenen Prototypen roter, gelber und grüner Backsteine zu beleben, stellte die Bauorganisation zeitweise vor erhebliche Probleme. Doch das Ergebnis war überzeugend. Otzen schuf eine gelungene Verbindung von Lang- und Zentralraum. Während die Innenausstattung der allermeisten Kirchen des Historismus spätestens in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg verloren ging, blieb sie in St. Gertrud glücklicherweise weitgehend erhalten.

Bis in die 1970er-Jahre hinein war in der Kunstgeschichtsschreibung eine allgemeine Geringschätzung der Architektur des Historismus weit verbreitet. Inzwischen würdigen Kunsthistoriker und Denkmalpfleger auch die Bauwerke, bei deren Gestaltung sich die Architekten des 19. Jahrhunderts an den historischen Baustilen von der Romanik bis zum Barock orientierten.

Hamburgs erste neogotische Kirche war die 1846 bis 1876 von George Gilbert Scott errichtete ehemalige Hauptkirche St. Nikolai am Hopfenmarkt. St. Gertrud wurde als Ersatz für die in der Altstadt gelegene Gertrudenkapelle erbaut, die dem Großen Brand zum Opfer fiel. Heute gilt sie als eine der bedeutendsten neogotischen Kirchen in Deutschland.