Hamburg. Ein derartiges Gedränge hat auch das Foyer des Thalia in der Gaußstraße selten erlebt. Kein Durchkommen war mehr bei der Eröffnung des ersten türkisch-deutschen Theaterfestivals "Heimspiel '11" unter dem Dach der Altonale. Der Abend zeigte, was ein solches Festival leisten kann: mit offenem Selbstverständnis die Kommunikation von Einheimischen und Migranten verbessern - durch ein gemeinsames Theatererleben.

Man saß beisammen, trank, aß kleine Köstlichkeiten und lauschte der Eröffnungsaufführung, den launigen Streitgesprächen von "Karagöz und Hacivat in Almanya". Eine herrlich ironische Inszenierung des MUT-Theater-Leiters Mahmut Canbay mit Babak Bataghva und Göksan Kurt - über die Tücken von Einbürgerungstests, Konkurrenz bei der Arbeitssuche und zerberstende Träume.

Mit einem Gastspiel bewies die derzeit landauf, landab gefeierte Kreuzberger Off-Theaterschmiede Ballhaus Naunynstraße erneut ihre besondere Qualität. "Tag für Tag - Yalanci Dünya" von Ayhan Sönmez ist eine surreale Innenschau. Mit der Dringlichkeit des authentischen Gefühls bringt der Schauspieler und Regisseur Sönmez seine Gedanken persönlich über die Rampe. Verdichtet werden sie zum Drama. Sönmez arbeitet sich an einer Welt ab, die er als verlogen empfindet.

Seine Figur leidet an der "Deutschlanddepression", will dorthin springen, wo die Eisbären leben. Und landet auf dem Luftbett, das für Fälle wie ihn bereitsteht. Besondere Dringlichkeit erhalten die Tagebuchnotizen und (Alb-)Träume Sönmez` durch ein zweites, ein dunkles Ich, verkörpert von dem Musiker Volkan T. Gruselig geschminkt, mit Iron-Maiden-Weste um die tätowierten Arme, entlockt er seiner Gitarre allerlei verstörende Punkriffs. "Das Interessante am Leben ist, dass man überrascht wird." Jawohl.

Heimspiel '11 bis 18.6., Infos unter www.altonale.de