Die Band Mastodon zeigt, dass sich die Klischees des Metal gekonnt umspielen lassen

Gruenspan. Die ewig gleichen Riffs, die ewig gleichen Texte und eine Fan-Schar, bei der sich die zerfranste Jeanskutte um den üppigen Bierbauch spannt: Wer an Metal denkt, denkt häufig die allgegenwärtigen Klischees gleich mit.

Und weiß nicht, dass die Szene inzwischen eine so hohe Diversität erreicht hat, dass eine Landkarte (z. B. die Map of Metal im Internet) braucht, wer all die Subgenres und feinen Verästelungen noch durchschauen will. Womit wir bei Mastodon wären, einer Metalband aus Atlanta/Georgia, die auf ihren Alben so ziemlich alle Erwartungshaltungen unterläuft.

Statt mitgrölbarer Gassenhauer gibt's komplexe Riffmonster, die gerne mal die Zehn-Minuten-Grenze überschreiten, statt wirrer Fantasy-Lyrik Ambitioniert-Konzepthaftes, angelehnt an Weltliteratur wie Melvilles "Moby Dick". Das Ergebnis bekommt manchmal das Etikett Sludge (dt. Matsch) Metal, was meint, dass hier aus verschiedenen Genres von Blues bis Hardcore-Punk ein Soundgemisch bereitet wird.

Andere nennen es schlicht Progressive Metal und haben auch recht, denn fortschrittlich, in Bewegung also und stets um qualitative Steigerung bemüht, ist Mastodon allemal - weshalb bisher jedes ihrer Alben das vorherige getoppt hat und das 2010 veröffentlichte Meisterstück "Crack The Skye", das heute im Zentrum des Gruenspan-Konzerts steht, der bisherige Höhepunkt des Mastodon-Schaffens ist.

Dass die Band derzeit quer durch Europa tourt, ist übrigens keine Selbstverständlichkeit: Im vergangenen Jahr wurde bei Gitarrist Bill Kelliher eine schwere Entzündung der Bauchspeicheldrüse diagnostiziert, die tödlich verlaufen kann und das Quartett für einige Zeit in die Warteschleife schickte. Doch jetzt stehen die Zeichen wieder auf akustischem Frontalangriff - und das ist verdammt gut so.

Mastodon Mo 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 26,90 im Vvk.; www.mastodonrocks.com