Hamburg. Warten auf den Scheidungstermin. Zeit genug für Jennifer und Michael, nach Gründen für die Trennung zu suchen und sich gegenseitig die Schuld am Scheitern der Beziehung zu geben. Sie nennt ihn einen "Mann ohne Kameragesicht". Er kontert mit "verspannte Zicke". Das Paar wirft sich bekannte Klischees und Vorurteile an den Kopf, um sie dann in der Parallelhandlung einer Fernsehserie mit psychologischen und wissenschaftlichen Fakten ad absurdum zu führen.

In der Realität sind Jennifer und Michael Ehnert glücklich verheiratet, auf der Bühne stehen sie kurz vor der Scheidung. Das Paar wagt bei "Küss langsam" im Altonaer Theater lustvoll einen verbalen Schlagabtausch mit harten Bandagen und scharfem Wortwitz. Und verbucht im Beziehungsclinch - von Martin Blau treffsicher mit bösen Finten und ironischen Tiefschlägen inszeniert - einen klaren Sieg nach Punkten beim Premierenpublikum.

Ehnert & Ehnert erweisen sich bei ihrem ersten gemeinsamen Doppel als ebenbürtige Partner. Ihr filmischer Krimi und szenischer Ehekrieg in mehreren Runden erreicht bisweilen die Härte von Strindberg-Szenen, fällt aber in den Action-Parodien und den pointensicheren Dialogen trotz einiger ernsthafter Momente viel komischer aus. Männer und Frauen kringeln sich immer wieder vor Lachen - bei unterschiedlichen Szenen, versteht sich. Doch zum einsichtsreichen Finale spenden beide Parteien gemeinsam tosenden Beifall.