“Wir sind was wir sind“ verbindet Horror und Sozialkritik. Es ist das Regiedebüt des Mexikaners Michel Grau.

Nach dem Tod des Vaters steht eine Familie mit drei fast erwachsenen Kindern in Mexiko am Rande des Ruins. Er hat das Geld für den Lebensunterhalt verdient. Nun sind Kinder und Mutter vom Rauswurf aus ihrer ohnehin schäbigen Wohnung bedroht. Und sie wissen nicht mehr, was sie essen sollen. Vor allem aber nicht: wen. Sie sind Kannibalen, und für den "Einkauf" war ebenfalls der Vater zuständig. Nun müssen die Aufgaben neu verteilt werden, was zu erheblichen Komplikationen führt. Die Söhne sind sich weder untereinander noch mit ihrer Schwester einig, und die Mutter hält alle zusammen mit Drohungen unter ihrer Fuchtel. Aber dann entführen sie eine junge Prostituierte. Den Streit, wie mit ihr umzugehen sei, beendet die Mutter durch ein paar gezielte Hiebe mit einem Schläger auf den Kopf der jungen Frau.

"Wir sind was wir sind" ist das Regiedebüt des Mexikaners Michel Grau. Er hat einen ungewöhnlichen Horrorfilm gedreht, in dem nicht die Gore- und Splatter-Elemente im Vordergrund stehen. Grau stellt den Kannibalismus als Folge sozialer Missstände dar. Das ist eine interessante Variante des Genrekinos und eine ungewöhnliche Form der hier reichlich dargebotenen Gesellschaftskritik. Als der Vater zu Beginn plötzlich tot in einem Einkaufszentrum zusammenbricht, wird die Leiche sofort entsorgt und der Boden gefeudelt, damit die Menschen weiter ungestört einkaufen können. Zu dieser Konsumkritik kommen Polizisten, die verschwundene, möglicherweise kannibalisierte Menschen nur interessieren, wenn sie sich von der Lösung der Fälle einen Karrieresprung erhoffen.

Optisch ist die Umsetzung der düsteren Thematik gut gelungen. Das Gemetzel vollzieht sich meist hinter Vorhängen oder im Off. Musik setzt Grau nur minimalistisch, doch sehr überzeugend ein. Nur die Bissfestigkeit leidet unter Drehbuchschwächen.

Bewertung: annehmbar

Wir sind was wir sind Mexiko 2010, 90 Min., ab 18 J., R: Jorge Michel Grau, D: Francisco Barreiro, Alan Chávez, Paulina Gaitan, täglich im 3001 (OmU); www.wir-sind-was-wir-sind.de