Der Altmeister der französischen Klubkultur, Laurent Garnier, gibt sich die Ehre

Es ist so eine Sache mit der DJ-Kultur, die echte Mucker regelmäßig verschreckt. Viele stehen im Ruf, die immer gleichen eintönigen House-Rhythmen auf den Plattentellern kreisen zu lassen. Löbliche Ausnahme in Deutschland ist natürlich DJ Sven Väth, der einen Ruf als eigenständiger Musiker etabliert hat. Wenn auch mithilfe eines wohlfeilen Eklektizismus.

Laurent Garnier ist so etwas wie das französische Gegenstück zu Väth. Sein Spektrum reicht von Deep House über Detroit Techno bis zu Trance und sogar Jazz. Damit ist er mitverantwortlich für den Siegeszug, den Dance-Musik von Frankreich aus in der Welt genommen hat. Am 4. Juni ist der Grandseigneur der französischen Tanzflächen im Uebel & Gefährlich zu erleben. Das Handwerk dazu holte er sich ausgerechnet in der Mutterstadt des Britpop, aber auch des Zentrums der britischen Acid House-Szene: Manchester.

In den späten 70er-Jahren erlag der Franzose in Paris zunächst den Verlockungen der Klubszene, er hörte auch Reggae, Funk und Punk. 1986 zog der gelernte Hotelkaufmann nach Manchester. Es war die Hochzeit der Hacienda, des legendären Klubs in Manchester. Garnier tat sich mit dem Resident Mike Pickering zusammen und erstellte seine ersten Mixe. Er kehrte nach Frankreich zurück und beschallte seine ersten Partys.

Man kannte ihn im Sir Henry's in Cork genauso wie im Rex Club in Paris oder später im Londoner Ministry of Sound oder im The End. Das erste Album, "Shot in the Dark", erschien 1995. Auf dem zweiten, "30", von 1997 ist eine seiner bestverkauften Singles zu finden, "Crispy Bacon", zu dessen düster galoppierenden Rhythmen er ein herrlich gruseliges Video drehte.

Stets klangen seine Tracks nach mehr als nur nach kühler technoider Eleganz. Eine feine Spur des Geistes der Alternative Music zog sich hindurch. Zuletzt erschien 2009 "Tales Of A Kleptmanicac". Darauf jagt er in "Forgotten Thoughts" ein paar sphärische Klänge durch den Mixer. Oder setzt sich in "The Sound Of The Big Babou" breit auf einen House-Rhythmus drauf. Sein Ideenreservoir ist vielfältig. Für "Unreasonable Behaviour" ließ er 2003 die Computerstimme von Kraftwerk wiederaufleben.

Seit den 90er-Jahren konzentriert sich Garnier zunehmend aufs Produzieren. Gemeinsam mit Eric Morand gründete er das Label F Communications, auf dem er die meisten seiner Alben herausbrachte. Eine Live-Show mit Laurent Garnier verspricht mehr als nur einen Mann, gelangweilt am Plattenpult. Gerne lädt sich der Groove-Artist befreundete Musiker dazu und feiert eine fröhliche Jam-Session. Auch am 4. Juni,wenn der Altmeister mal wieder live aufspielt.

Laurent Garnier Sa 4.6., 24.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 12,- im Vvk.; www.myspace.com/laurentgarnier