Frankfurt/Main. Der Schriftsteller und Psychoanalytiker Hans Keilson ist tot. Er starb im Alter von 101 Jahren am Dienstag in einem Krankenhaus in Hilversum (Niederlande), teilte der Verlag des jüdischen Autors, S. Fischer, in Frankfurt/Main mit. Erst vor wenigen Wochen hatte Keilson im Buch "Da steht mein Haus" die Erinnerungen an sein bewegtes Leben veröffentlicht.

Keilson kam am 12. Dezember 1909 in Freienwalde bei Berlin zur Welt. Seine Eltern wurden von den Nazis deportiert und in Auschwitz ermordet. Keilson flüchtete in die Niederlande. Nach dem Krieg behandelte er jüdische Waisen, deren Eltern im Holocaust umgekommen waren. Seine Aufzeichnungen über deren Traumatisierung gelten als Standardwerk.

Parallel arbeitete Keilson als Schriftsteller; von 1985 bis 1988 war er Präsident des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland und wurde 1999 als korrespondierendes Mitglied in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen. Die Universität Bremen verlieh ihm die Ehrendoktorwürde. 2005 erschienen Keilsons gesammelte Schriften in einer zweibändigen Werkausgabe.