Mailand gegen Neapel heißt es in der Komödie “Willkommen im Süden“. Nicht viele Remakes schaffen es, nur durch neue Aufmachung zu begeistern.

Mit Neuverfilmungen ist es immer so eine Sache - vor allem wenn das Original gelungen war. Gut funktionierte es etwa bei Akira Kurosawas "Die sieben Samurai", den John Sturges 1960 von Japan in die USA verlegte und als Western "Die glorreichen Sieben" auf die Leinwand brachte. Doch viele Remakes schaffen es nicht, mit alten Geschichten in neuer Aufmachung zu begeistern. Dabei liegen Neuauflagen im Trend. Vor gerade mal zweieinhalb Jahren eroberte der urkomische französische Film "Willkommen bei den Sch'tis" die Herzen der Kinogänger. Nun wollen die Italiener mit "Willkommen im Süden" an den Erfolg anknüpfen, was ihnen aber angesichts der fantastischen Vorlage nicht ganz gelingt.

Litt der südfranzösische Postbeamte Philippe noch unter der Vorstellung, zu den Barbaren in den unwirtlichen Norden aufbrechen zu müssen, geht sein italienischer Kollege den umgekehrten Weg. Aus dem wohlgeordneten Mailand wird er in die Nähe von Neapel versetzt. In einen Sumpf aus Mafia, überquellendem Müll und lebensbedrohlichen Krankheiten - wie seine depressive Frau klagt. Leidend bricht Alberto (Claudio Bisio) ohne Frau und Kind auf, nicht ohne aus Furcht vor Dieben seine Armbanduhr und seinen Ehering zu Hause zu lassen.

Doch spätestens der erste Sonnenuntergang im Golf von Neapel lässt ihn erahnen, dass der Süden vielleicht doch schön sein kann. Auch seine Kollegen wie der liebeskranke Mattia und die hübsche Maria sind trotz ihrer eigenwilligen, verwirrenden Sprache nett. Bald hat Alberto die Menschen ins Herz geschlossen, doch vor seiner Frau genießt er die Rolle des Leidenden und liefert ihr weiter Horrorgeschichten aus Castellabate. Alles läuft glatt, bis seine Gattin eines Tages ihren Besuch ankündigt.

Das Spiel mit den zum Teil aberwitzigen Vorurteilen funktioniert an vielen Stellen gut. Aus Angst vor Mördern, Mäusen und Ungeziefer verbringt Alberto nach seiner Ankunft eine Horrornacht. Und dann noch das Essen! Kein feiner Gorgonzola, stattdessen Schokoladencreme mit Schweineblut! Und ständig diese Frage: "Wollt ihr ein Käffsche?" Wo Alberto doch nur Tee trinkt, aus Angst, das Koffein könnte sein Herz aufregen. Die Süditaliener dagegen verstehen nicht, warum der neue Chef eine Ordnung schaffen will, bei der sich keiner wohlfühlt.

Ein vergnügliches Hin und Her, das allerdings nicht das Feuerwerk an Witzen des französischen Originals erreicht. Allzu präsent sind noch die Späße und Umständlichkeiten von Kad Merad als verzweifeltem Philippe und Danny Boon als unbeholfenem Postboten Antoine. Etwas Neues schafft "Willkommen im Süden" nicht, im Gegenteil. Manche Szenen wurden fast parallel übertragen, etwa wenn der neue Postchef mit seinen Untergebenen in ein Lokal geht und sich dort traut, etwas mit seinen neu erworbenen Dialektkenntnissen zu bestellen. Wer hier das französische Original gesehen hat, für den ist die neue Version nur ein blasses Abbild.

Regisseur Luca Miniero hätte gut daran getan, sich stärker von der Vorlage zu lösen und mehr eigene Akzente zu setzen. Vielleicht sollte das auch der Zuschauer tun. Wer es schafft, die Erinnerungen an die Sch'tis auszublenden, der kann doch immer wieder herzlich lachen und sich an den Irrungen und Wirrungen auf beiden Seiten erfreuen, zumal Comedian Rick Kavanian die Nuschelsprache von Mattia aufs Herrlichste ins Deutsche synchronisiert. Vielleicht wird es ja irgendwann ein deutsches Remake geben - ein Hamburger in Sachsen oder so ähnlich!

Bewertung: annehmbar

Willkommen im Süden Italien 2010, 102 Min., o. A., R: Luca Miniero, D: Claudio Bisio, Alessandro Siani, Angela Finocchiaro, Naike Rivelli, täglich Cinemaxx Dammtor, Koralle-Kino, Passage, UCI Othmarschen-Park; www.willkommenimsueden.de