Der Sammler Harald Falckenberg zur Bedeutung von Hanne Darboven als Hamburger Botschafterin in der internationalen Kunstszene

Hamburg. Der Jurist und Unternehmer Harald Falckenberg ist als Kunstsammler aus Hamburg nicht mehr wegzudenken. Auch er besitzt Werke der Künstlerin Hanne Darboven. Was bedeuten sie ihm eigentlich?

Hamburger Abendblatt:

Herr Falckenberg, Sie sind Mitglied des Kuratoriums der Hanne-Darboven-Stiftung. Wie steht es um den Nachlass der Künstlerin, die vor zwei Jahren gestorben ist und heute 70 Jahre geworden wäre?

Harald Falckenberg:

Auf dem Grundstück der Künstlerin in Harburg-Rönneburg ist ein Gebäude mit klimatisierten Räumen errichtet worden, das als Depot und Ort für Tagungen dient. Vorrangig geht es darum, den künstlerischen Nachlass zu erfassen und wissenschaftlich aufzuarbeiten.

Wie wird Hamburg Hanne Darboven zu ihrem 70. Geburtstag wahrnehmen?

Falckenberg:

Am 3. Mai finden drei Veranstaltungen statt: die Benennung eines Hanne-Darboven-Rings durch den Bezirksamtsleiter im Hamburger Rathaus (10 Uhr), die Neupräsentation des Werks "Wende 80" in der TU Harburg (11 Uhr) und ein Orgelkonzert nach Kompositionen der Künstlerin in St. Petri (18 Uhr).

Sie eröffnen darüber hinaus heute einen Raum in den Phoenix-Hallen, der das Werk Hanne Darboven dauerhaft mit jährlich zwei Ausstellungen präsentieren wird. Wie groß ist dieser Raum?

Falckenberg:

Es sind etwa 90 Quadratmeter. Die erste Präsentation mit Arbeiten aus den Hamburger Privatsammlungen Klosterfelde, Liebelt und Sohst umfasst sogar 200 m². Der Ausstellungsbereich liegt kaum fünf Kilometer von dem Ort entfernt, in dem die Künstlerin über Jahrzehnte gelebt und gearbeitet hat.

Was bedeutet Ihnen die Kunst von Hanne Darboven persönlich?

Falckenberg:

Das Werk Darbovens mit seinen rätselhaft und monoton anmutenden Abfolgen von Zeichen, Daten, Alltagsbildchen, Text- und Tonspuren ist für die meisten und auch für mich nur schwer zugänglich. Genau darin liegt aber der Reiz, und daraus begründet sich auch die Sonderstellung der Künstlerin mit weltweit mehr als 100 Einzelausstellungen und vierfacher Documenta-Teilnahme. Bereits 1970 waren ihre Arbeiten im Museum of Modern Art zu sehen. 1982 hat sie Deutschland auf der Kunstbiennale in Venedig vertreten. Neben Aby Warburg gehört Hanne Darboven zu den großen Künstlern und Intellektuellen, die in der internationalen Wertschätzung für Kultur in Hamburg stehen.

Finden Sie, dass Hamburg als Heimatstadt dieser Künstler ihrer kulturellen Bedeutung gerecht wird? Oder gibt es da noch Defizite?

Falckenberg:

In der Hansestadt selbst haben sie noch viel zu wenig Beachtung gefunden. Das soll sich, wenn es nach Dirk Luckow, dem Leiter der "Deichtorhallen Hamburg - Sammlung Falckenberg", und mir geht, ändern. Im September findet eine "Atlas"-Ausstellung zu Aby Warburg statt. Zwei weitere Ausstellungen "Hanne Darboven - Die Künstlerin", kuratiert vom früheren Leiter der Deichtorhallen, Zdenek Felix, und "Aby Warburg und die Bildwissenschaft" nach dem Konzept des Leiters des Aby-Warburg-Hauses in Hamburg, Uwe Fleckner, sind in Harburg für 2012 und 2013 vorgesehen. Ich bin froh, dass nach den langen vertraglichen Verhandlungen über die Kooperation mit den Deichtorhallen endlich die künstlerischen und kulturellen Fragen im Blickpunkt stehen.