Stellwerk. Kanada war für die einen das Ziel, Spanien für die anderen. Hauptsache, weg aus Kuba. Obwohl das Herz schwer war und die Angst vor einer ungewissen Zukunft groß. Doch die Perspektive für viele der begabten jungen Musiker war äußerst bescheiden. Ein eigenes Klavier? Ausgeschlossen in der Mangelwirtschaft Fidel Castros. Luis Guerra und Kervin Barreto flüchteten nach Nordamerika, Maikel Vistel und Rainier Elizarde nach Spanien. Studiert haben sie alle gemeinsam an der Escuela Nacional de Arte in Havanna. Jetzt treffen sie sich zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder, um gemeinsam zu musizieren. An einem unerwarteten Ort: nicht in einem der vielen Jazzklubs von Madrid, sondern im Stellwerk in Harburg.

Kervin Barreto, der 28 Jahre alte Trompeter, reist aus Toronto an. Mit der Unterstützung verschiedener kanadischer Kulturstiftungen kann er die Reise finanzieren und seinen Freunden die Flüge aus Madrid bezahlen. Denn Luis Guerra (Klavier), Maikel Vistel (Tenorsaxofon) und Reinier Elizarde (Bass) leben in der spanischen Hauptstadt. Als Fünfter komplettiert der spanische Schlagzeuger Iago Fernandez die Band.

Das Quintett von Kervin Barreto spielt Jazz, der seine Wurzeln im zeitgenössischen Jazz hat, aber rhythmisch seine kubanische Herkunft nicht verleugnet. Seit ihrer Flucht haben alle weiter an ihren instrumentalen und kompositorischen Fähigkeiten gearbeitet. Die jungen Musiker waren Teil der künstlerischen Zukunft Kubas, aber die Armut und fehlende Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln, haben sie zu Exilanten gemacht. Doch ihre Heimat tragen sie weiter im Herzen.

Kervin Barreto Quintet: heute, 21.00, Stellwerk (S Harburg); Hannoversche Straße 85, Eintritt 12,-; Internet: www.stellwerk-hamburg.de