Das unvergleichliche, zehnköpfige Art-Pop-Orchester The Irrepressibles lädt am 2. Mai auf Kampnagel in sein barockes Imaginarium.

Alles ist hier schön. So unfassbar schön. Das Orchester, der Conférencier und erst recht die barock schwelgende Musik. The Irrepressibles ist die Verheißung für alle, die im Herzen die Dramatik des Rokoko tragen. Hier bordet alles über, jede Liedzeile betrachtet das Leben auf feinsinnige Weise und kultiviert eine vornehm-zarte Sinnlichkeit.

Die Londoner Gruppe um den Songschreiber Jamie McDermott war die Entdeckung des vergangenen Reeperbahn-Festivals. Eine noch ziemlich geheim und versteckt gebliebene allerdings. Das wird sich hoffentlich ändern, wenn das zehnköpfige Art-Pop-Orchester am 2. Mai sein Imaginarium auf Kampnagel errichtet.

The Irrepressibles heißt so viel wie "Die Unbezähmbaren" und es klingt eher nach dem Titel eines Godard-Films als nach Popmusik. Es ist aber auch eher eine surreal-hypnotische Performance, die die Band abliefert. Sie fügt sich perfekt ein in die Arbeiten der Vordenker des theatralen Pop, der Magnetic Fields, in das schmerzliche Pathos von Antony & The Johnsons oder die Oper "Heartland" des Geigenwunders Owen Pallet. Bei The Irrepressibles kommt die Extravaganz verführerisch und besonders emotional aufgeladen daher. Man könnte diese Implosion der Gefühl als Schwulst belächeln, doch dazu ist sie viel zu großartig.

Die Gefühle, die McDermott beschreibt, sind universell

Mit schwelgenden Geigen, gespielt von hinreißend aufgerüschten Musikern, die ihr gesamtes Herzblut in Cembalo und Cello, Violinen und Vibrafon, Flöten und Fagott legen. Und McDemrott, der gerne angetan mit Vogelgefieder und asymmetrischem Haarschnitt einen fast überirdischen Schnulzensänger an der Akustikgitarre gibt.

Auf dem Debütalbum "Mirror Mirror" glänzt McDermott mit Songwriterkünsten. Die Gefühle, die er beschreibt, sind universell. Ob er in "The Tide" den ewigen Wandel und den Verlust eines lieben Menschen mit den Gezeiten des Meeres vergleicht und die Geigen dazu süßlich vibrieren oder in "My Witness" dramatisch aufdreht, bis es beinahe platzt. Wenn er in "Nuclear Skies" davon singt, im Licht tanzend gefunden zu werden, mutet das wie bittere Ironie an. Die Musik spricht alle Geschlechter und Identitäten an.

In seiner Kindheit war die Musik McDermotts einziger Lichtstrahl. In seiner Heimatstadt Scarborough an der englischen Küste schimmerte nur der Beton. Mit elf Jahren spielte er Klavier, später studierte er Kunst, Musik und Schauspiel in seiner Heimatstadt.

"Meine Songs entspringen meinen Unterbewusstsein", sagt McDermott. "Ich bin ein schüchterner Mann. Diese Musik ist für mich wie eine Katharsis und eine Therapie. Ich kann dieses Leid aus mir herausholen und in etwas Schönes verwandeln". Das kann er.

The Irrepressibles Mo 2.5., 20.00, Kampnagel (Bus 172, 173), Jarrestraße 20, Karten 16,50 im Vvk., 20,- an der Ak.; www.kampnagel.de