Wenn diese Platte lief, mussten die Nachbarn mithören. Wir rissen die Dachfenster auf, die Botschaft sollte nicht unter uns bleiben:"We want the world and we want it ... now!" Wir, das waren zwei Mädchen und mein bester Freund, wir hatten noch nicht mal das Abitur. Geküsst haben wir viel, meistens paarweise, manchmal auch ein bisschen durcheinander, mehr haben wir uns nicht getraut, wir sangen die Texte dafür umso lauter: "Before I sink? Into the big sleep? I want to hear? The scream of the butterfly".

Es gab für uns in den späten 70ern keinen besseren Song: When the music is over. Jim Morrison war unser Mann, sanfter Poet & Rebell. Er war zwar längst tot, aber das machte nichts, wir machten ja weiter, aßen Fliegenpilze und schrieben wilde Texte. Und die schleuderten wir den Nachbarn entgegen, wenn sie ihre Mülltonnen schrubbten, die Ligusterhecken mit dem Meterstab in der Hand "in Form brachten" oder ihre Vorgärten einbetonierten. Wir wollten alles anders machen, forderten freie Mülltonnen und Wildwuchs für alle Hecken. Jim Morrison war unser Triebwerk, nicht gegen die Wand, nein, durch die Wand sollte es gehen. Es war ein kurzer Sommer und diese Platte stand dafür. Später sind wir andere Wege gegangen. Eine, die damals dabei war, hat sich Jahre danach das Leben genommen. Aber davor hat sie mir noch gesagt: Die Zeit mit Jim, die sei es gewesen. Das hätte die Maßstäbe gesetzt. Seitdem habe ich die Platte nicht mehr gehört.