In ihrem neuen Buch schreibt Katja Kessler über die Piepsmausmamis und ihren Ehemann - “Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann.

Hamburg. Katja Kessler hat mal wieder ein ziemlich lustiges Buch geschrieben. Lustig, weil sie darin unsere Augen für all die Probleme und Pannen öffnet, die sich zwischen Mann und Frau und Kindern täglich und geradezu zwangsläufig ereignen. Aber was heißt öffnet? Wir kennen sie ja, diese Alltagssorgen mit Männern, die ihre nassen Handtücher aufs Bett werfen oder beim Taxi immer auf derselben Seite wie wir einsteigen, damit wir dann selbst im engen Kleid und mit Mörderabsätzen noch durchrutschen müssen. Doch merkwürdigerweise verdichten sich diese Geschichten nur bei Katja Kessler zu brüllend komischen Anekdoten.

Die ehemalige Zahnärztin und Klatschkolumnistin schlachtet wieder einmal all die Unzulänglichkeiten aus, die sie und ihren Ehemann "Schatzi" - von dem wir wissen, dass es "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann ist - so ereilen. Und sie macht uns klar, dass man das Leben manchmal einfach nicht so ernst nehmen soll. Ganz zu schweigen von all den Herzigkeiten, wie sie die vier Kinder der beiden anstellen.

"Schatzi" hat nie Zeit, einen optimierungsbedürftigen Geschmack und zählt nicht wirklich zu den Frauenverstehern. Womit feststeht: Er ist ein stinknormaler Mann. Wer sich bisher also Illusionen darüber machte, dass das A in Alpha-Mann vielleicht für "anders" oder "außergewöhnlich verständnisvoll" steht, der wird hier eines Besseren belehrt. A steht für "auch nicht besser". Kein Wunder, dass Kesslers Buch "Der Tag, an dem ich beschloss, meinen Mann zu dressieren ... oder Ein Ehemann ist ein Rohstoff, kein Fertigprodukt" heißt. Zwar bezeichnet sie sich selbst als "Ehefrauenniete", die Eheringe verliert, jedes Hotelzimmer in zwei Minuten in einen Chaos-Raum verwandelt und gerne zu spät kommt, während ihr Mann immer 15 Minuten vor der Zeit da sein will, aber "zum Glück", schreibt Katja Kessler, "bin ich schon verheiratet".

Frauen können sein, wie sie wollen - nein, das stimmt nicht ganz, denn Kessler kennt seitenweise Schlimmes über "Piepsmaus-" oder "Pissnelkenmuttis". Und sie weiß: "Im Leben einer Frau gibt es zwei Männer: den, den sie geheiratet hat, und den, den sie nicht geheiratet hat." Aber dressurbedürftig ist immer nur der Mann. Schließlich pflegt er merkwürdige Hobbys oder kann seelenruhig fernsehen, während die Kinder um ihn herum toben.

"Emanzipation ist der Versuch der Frau, die Männer kleinzukriegen, aber nicht an der falschen Stelle", zitiert Kessler und gibt gleich noch eine Hitliste darüber mit, was Männer beim ersten Date auf keinen Fall dürfen. Etwa in Flugzeug und Bahn das Nackenkissen aufblasen. Gilt als der pure Abtörner. Ach, uns würde dazu auch viel einfallen. Nehmen wir den Klassiker, wenn der Mann nach der obligaten Frage "Zu mir oder zu dir?" vorschlägt, man möge doch vor seiner Wohnungstür bitte die Schuhe ausziehen.

Kessler kann aus ihrem leicht chaotischen Alltag jede Menge komische Beobachtungen ziehen. Ihre Mutter "Omi Kiel" hilft, wann immer es bei der sechsköpfigen Familie brennt - und es brennt immer. Ihre im Buch wiedergegebene traditionelle Mehlsoße aus "drei Teelöffeln Brühe, 1 l Wasser und 5 kg Mehl" kocht sie im Dauerdurchgang, denn die Tochter - Kessler selbst - kann's immer noch nicht.

Das ewige Thema "Worüber sprechen Mädels am Mädelsabend?" beantwortet sie mit einem Fragenkatalog. Dort steht beispielsweise: "Wie wichtig ist Kerlen die Haarfarbe einer Frau? Beruhigende Antwort: Vollkommen schnurz. Hauptsache blond. Aber was, wenn ich schwarze Haare habe? Ein Schicksalsschlag. Den musst du mit einem tollen Charakter wettmachen. Zu einem tollen Charakter zählen Männer: kurze Röcke, lange Beine, hohe Schuhe. Und ein extratiefes Dekolleté." Und zu den nicht ganz ernst gemeinten Dingen, an denen man eine Rabenmutti erkennt, gehört: "Sie schläft tatsächlich noch mit ihrem Mann." Katja Kessler weiß genau, womit sie uns Frauen kriegen kann: mit haufenweise lustigen Tipps, die sie in ihrem Buch verrät. Und mit einem Foto, auf dem ihr George Clooney die Hand um die Hüfte legt. Da ist man einfach hin und weg.

Katja Kessler: "Der Tag, an dem ich beschloss, meinen Mann zu dressieren", Diana Verlag, 336 S., 12,99