Die Kammerphilharmonie Bremen und der NDR Chor eröffneten die Ostertöne

Hamburg. Das Stück passt noch immer glänzend zur Eröffnung dieses Festivals, das seit 2006 zur Osterzeit die Scherkräfte zwischen der Musik von Johannes Brahms und der wechselnder Komponisten unserer Zeit erprobt: "Ein deutsches Requiem". Nachdem Brahms' großes, auf eine Collage aus Bibelworten gesetztes Werk für zwei Solisten, Chor und Orchester im vergangenen Jahr erstmals nicht gegeben wurde und im zweiten Jahr gar eine Verschränkung mit vier Orchestersätzen Wolfgang Rihms erfuhr, ließen gestern in der Laeiszhalle die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und der NDR Chor den vielschichtigen Charakter dieser Trauermusik zwischen Büdnerfeierlichkeit und Jenseitsverheißung in vielen schimmernden Facetten aufscheinen.

Die schlanke Streichergruppe - acht erste Geigen, nur drei Kontrabässe -, das sehr homogene Bläserensemble und ein erfreulich diskreter Pauker stellten sich ganz in den Dienst der meisterhaften Chorsänger. Bei aller Sorgfalt für jedes Detail schuf das von Jérémie Rhorer umsichtig geleitete Orchester ein organisch fließendes Klangkontinuum, das romantisch-brahmsischem Gewoge ebenso fernlag wie dem bisweilen allzu deklamatorischen Phrasieren mancher Originalklangkünstler.

Der Bassbariton Konstantin Wolff sang gepresst und verspannt. Christiane Karg, die für die erkrankte Mojca Erdmann einsprang, belud ihr Sopransolo mit unprotestantischer Süße; warum auch nicht - bietet ihr Part mit Jesu Versprechen seiner Rückkehr den Jüngern doch fast himmlischen Trost. Allein wie die Karg in Brahms' wundervoller Melodie das Wort Traurigkeit sang, schmolz diese schon wie Kirchenkerzenwachs in der Sonne.