Hannover. Bei den Ostertanztagen in der Staatsoper Hannover feierte der Internationale Choreografen-Wettbewerb - 1987 initiiert von der Ballett-Gesellschaft Hannover - seine 25. Veranstaltung. 170 Bewerbungen waren diesmal aus 45 Ländern eingegangen. Davon schafften es 15 Kurzchoreografien in die beiden Endrunden. Mit fast zwei Drittel der Arbeiten dominierten im Programm die Paartänze. Obligate Beziehungsduelle in verschiedenen Spielarten von fetzig-modern bis pantomimisch-grotesk waren zu sehen.

Das Rennen um den ersten Preis machte denn auch ein Männerduo: "1/2 Waltz" von Gentian Doda. Der albanische Tänzer und Choreograf zeigte ein vieldeutig interpretierbares, theatralisch gestaltetes Duell zweier gegensätzlicher Figuren, einen "Mephistowalzer" der anderen Art. In violettem Trikot umgarnte schlangenhaft der Glatzkopf Dimo Kirilov Milev sein "Opfer", den Choreografen Doda, im Dreivierteltakt. Er könnte ein Diktator sein, ein ideologischer Verführer - oder die Ausgeburt persönlicher Ängste. Neben der mit 6000 Euro dotierten Auszeichnung erhielt Doda, fünf Jahre lang in Nacho Duatos Compania National de Danza, den Scapino-Produktionspreis. Ed Wubbe, der künstlerische Leiter des Wettbewerbs und Direktor des Scapino-Balletts, lädt den Gewinner ein, mit der Rotterdamer Compagnie ein neues Werk zu erarbeiten.

Den zweiten Preis (3000 Euro) verlieh die Jury ebenfalls an ein Männerduo: "Un/Attainable" von Giuseppe Spota. Der dritte Preis (2000 Euro) ging an Guillaume Coté vom National Ballet of Canada für seinen auf Paganinis Violin-Caprice No. 24 präzise choreografierten gleichnamigen Pas de deux. Die Jury kürte das sich geometrisch formbewusst entfaltende Quartett "In a Frame of Reference" der Folkwang-Studentin Fang-Yu Shen aus Taiwan, das Herz des Publikums eroberte der Engländer Ihsan Rustem vom Luzerner Theater mit "State of Matter".