Clueso erweist sich in der ausverkauften Sporthalle in Hamburg als Vertreter der neuen Innerlichkeit - und setzt vor allem auf Musik.

Hamburg. "Schüttel dein Gesicht aus und tanz, was du hast mit mir", singt Clueso. "Dreh dich" heißt der ruhige Eröffnungssong, und er gibt einiges von dem Tempo der kommenden zwei Stunden vor: Hier wird nicht gerockt und gerollt, das Konzert in der seit Wochen ausverkauften Sporthalle Alsterdorf hat etwas von einem langsamen Walzer. Clueso führt seine Fans behutsam durch die Songs, die den Alltag und Träume beschreiben, die vom Regen, den Sternen und von der Liebe handeln. Der Erfurter, gerade 31 Jahre alt geworden, hat sich vom Rapper zum Vertreter einer neuen Innerlichkeit entwickelt und damit Abertausende von Fans gewonnen, viel mehr als in seiner Hip-Hop-Phase. Sie glauben und vertrauen diesem uneitlen Star, sie kennen jede Textzeile und kaufen nach Konzertende als Erinnerung an diesen innigen Abend am Merchandising-Stand ein T-Shirt aus der großen Clueso-Kollektion.

Clueso ist jedoch kein reiner Balladensänger, dem eine akustische Gitarre als Instrument reicht. Er wird von einer exquisiten Sechs-Mann-Band unterstützt, aus der Schlagzeuger Rainer Hubert und Gitarrist Christoph Bernewitz herausragen und das auch als Solisten beweisen dürfen. Diese Band breitet den Teppich für Cluesos Songs aus, bei den ruhigen Nummern nimmt sie sich angenehm zurück, aber sie kann auch soulig grooven wie bei "Beinah" oder Reggae-Rhythmen spielen wie bei "Herz Boom Boom".

Vielleicht liegt ein Grund für Cluesos Erfolg eben auch in seiner Ernsthaftigkeit, die sich so wohltuend abhebt von vielen lautsprecherischen Pop-Kollegen. Nachdenkliche Songs wie "Die Straßen sind leer" und "Das alte Haus" zeigen das genauso wie seine Kooperation mit der Trinkwasserinitiative Viva con Agua. Die sammelt im Saal den ganzen Abend Pfandbecher und wird von Clueso für ihre Aktionen unter lautem Beifall gelobt.