Die Konzerte von Missincat, ClickClickDecker und Millencollin geben an Ostern den Takt vor

Zentrale/Knust/Span. Sich mal einfach so in Musik fallen lassen? Das geht an diesem Wochenende sehr gut. Zum Beispiel am heutigen Sonnabend beim Konzert von Missincat in der Thalia-Bar Zentrale. Die aus Italien stammende und seit 2007 in Berlin lebende Catarina Barbieri ist nämlich ein echter Lieg-im-Feld. Ein Blumenwiesenkind, das auf samtweichen Pfoten die erträgliche Leichtigkeit des Seins propagiert. So sind ihre beiden Alben "Back On My Feet" (2009) und "Wow" (2011) zärtliche Umarmungen mit "Wide Open Wings", mädchenhaft verspielt, in parfümierte Watte getaucht - aber nicht zwanghaft kitschig. Lounge Country könnte man es nennen, Lagerfeuer-Jazz, Songs für Ausschläfer.

Getragen werden Missincats Lieder nicht von den meist minimalistischen Arrangements mit Gitarre und hier und da eingeschlichenen Posaunen, Pianos, Streichern oder Glockenspielen. Sondern von der Stimme der - herrje! - autodidaktischen Multiinstrumentalistin. Die ist zuerst einmal niedlich-naiv, sehr hoch und sehr süß. Aber im Nachhall steckt viel mehr drin: Eine Rohheit wie ein Schwingschleifer wird spürbar oder Spuren von langen Nächten vielleicht. Es glitzert, es dreht sich, ein bunt Kaleidoskop.

Bei ClickClickDecker im Knust fällt man zuerst einmal in den Sitz: Auf Wunsch von Kevin Hamann und seinem Mitspieler Oliver Stangl ist das Konzert am Sonntag und Montag nämlich bestuhlt. Wenn man bedenkt, dass der gute Kevin auf dem für akustische Eskapaden bekannten Hamburger Label Audiolith veröffentlicht und als Teil des Elektro-Punk-Duetts Bratze schon so manchen Klub zwischen Flensburg und Garmisch ausgefegt hat ... nun gut: Er wird schon wissen, was er tut. Eines ist jedenfalls sicher: "Es fängt an, wie es aufgehört hat", wie der Eröffnungssong seines aktuellen Studioalbums "Den Umständen entsprechend" vorgibt. Ein leichtfüßiges, tiefsinniges Album ist das, ein Soundtrack wie eine U-Bahn- oder Nachtbusfahrt durch Hamburg. Zu verkopft, zu ambitioniert? Mitnichten. Es ist schlicht ein aufgewecktes Album im Out-of-bed-Sound. Leichter Kater. Telefonnummern ohne Namen, ohne Gesicht. Auf dem Nachttisch steht noch Restbier. Abgestanden, egal, runter damit. Und wer bist du? Die Antwort gibt es im Knust. Der Auftritt am morgigen Sonntag ist bereits ausverkauft, für Montag gibt es noch Restkarten.

Richtiges Gefälle herrscht am Ostermontag im Gruenspan an der Großen Freiheit. Das Gefälle der Halfpipe. Denn die schwedischen Skatepunker von Millencolin haben - ähnlich wie die US-amerikanischen Kollegen von Bad Religion - genau genommen seit 1992 nur zwei Songs geschrieben: den schnellen und den nicht ganz so schnellen. Damit haben die vier Örebro-Boys Mathias Färm, Erik Ohlsson, Nikola Sarcevic und Fredrik Larzon immerhin sieben Alben ausgerollt.

Am populärsten bei Fans und Kritikern wurde das vierte, "Pennybridge Pioneers" (2000), bei dem - tataa! - Bad-Religion-Gitarrist Brett Gurewitz an den Reglern stand. Ein melodiöses, aber dennoch heftiges Brett, das auch nach einer Dekade noch gut rollt. Und so ist die laufende "Pennybridge Tour" auch dem zehnten Jubiläum des Albums gewidmet.

Missincat Sa 23.4., 21.00, Zentrale (U/S Jungfernstieg), Alstertor 1, Eintritt 12,-; www.missincat.com

ClickClickDecker So 24.4., Mo 25.4., jeweils 20.00, Knust (U Feldstraße), neuer Kamp 30, So ausverk., Mo Eintritt 14,-; www.clickclickdecker.de

Millencolin, Veara, AndiOliPhilipp Mo 25.4., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Eintritt 8,-; www.millencolin.com