Drei Abende lang verwandelt der indonesische Choreograf Jecko Siompo die Kampnagel-Bühne in einen getanzten Dschungel

Hamburg. Seltsame Tiere krabbeln da über den Boden. Eine Hand dicht am Körper, angewinkelt, robben sich die acht Tänzerinnen und Tänzer auf dem Hinterteil voran. Einer quiekt vogelartig einen Lautbefehl. Und die ganze Meute reagiert - wie Soldaten beim Drill. Sie wandeln sich zu Vierbeinern, die keck ihr Bein heben, schließlich zu aufrechten Wesen, die ihre Körper zu zackigen Rhythmen verbiegen.

Der Hip-Hop-Tanz kommt nicht etwa aus den amerikanischen Großstadt-Gettos, nein. Er stammt aus Papua. Das jedenfalls behauptet frech der indonesische Choreograf Jecko Siompo in seiner neuen Produktion "We Came From The East", eine von Kampnagel koproduzierte Uraufführung; ein witziger, athletischer, die Tänzer extrem fordernder Ritt des "Animal Pop". So nennt Siompo seinen Stil, der sich aus Hip-Hop-Moves, Elementen des traditionellen Tanzes und archaischen Tierbewegungen speist.

Es gibt kaum Musik, stattdessen wird das Bewegungskonzert von den Tier-Schreien der Tänzerinnen und Tänzer vorangetrieben. Sie gruppieren sich zu kurzen narrativen Szenen: der Solist, der sich von der Gruppe absondert und plötzlich kopfüber in sie hineinstürzt; eine klassische "Boy meets Girl"-Begegnung; vielleicht ist auch jener Tanz darunter, den die Bewohner von Papua aufführen, bevor sie auf Krokodiljagd gehen. Das alles ist ziemlich suggestiv und in seiner Burschikosität berauschend anzuschauen.

Schleichend verlagert sich die Szenerie vom Urwald zum urbanen Dschungel, in dem die Truppe mit Ironie breitbeinige und Goldketten schwingende Hip-Hop- und Breakdance-Gesten aufspießt. Diesen Part hätte man sich durchaus ausführlicher gewünscht. Und spätestens jetzt vermischen sich südostasiatischer und westlicher Kontext. Mit Karla Zimmermann und Jakob Yaw stoßen zwei deutsche Tänzer zu den acht Kompanie-Mitgliedern. Ein wenig wirken sie wie Fremdkörper. Und als sie obendrein ein paar coole Sätze auf Deutsch absondern, hätte das um ein Haar den Zauber und die Energie dieses Abends zerstört.

(asti)