Das Pferd ist der Hase der Moderne. Der Hase, einst im Mittelalter erschaffen und damals state of the art, wirkt heute oft altbacken und lächerlich auf uns fortschrittliche Menschen, die wir umgeben von Mikrowellen, Handys und Flatscreens leben. Seine großen Ohren, die ein Gefühl der Zuneigung erzeugen sollten, wecken heute in uns nur noch Hass - gelten lange Ohren doch als Kennzeichen für einen kurzen Verstand. Dazu ein Schwanz, eher Blume als Schweif, der selbst bei Freude starr und puschelig verharrt. Auch der amerikanische, etwas verwirrende Brauch, Mädchen in Hasenkostüme zu stecken, konnte sich bei uns nicht wirklich durchsetzen.

Das Pferd dagegen übertrumpft den Hasen nicht nur in puncto Intelligenz, allein sein Fell ist an Mondänität kaum zu überbieten. Und wo es beim Hasen nur dumpf und schuppig struppt, dort reflektiert das Fell des Pferdes jegliches Licht mit seinem hygienisch kurzen Bewuchs.

Das Pferd ist zu etwa 100 verschiedenen Lauten fähig, mit denen es genau wie wir Freude, Melancholie oder aber Blümeranz ausdrückt. Sprachlich gesehen ist das Pferd so das Tier Number One. Dem Menschen ist es sogar möglich, sich mit dem Pferd zu unterhalten, ihm Befehle zu erteilen, die dieses brav befolgt. An so etwas ist beim Hasen nicht zu denken. Um den Hasen hören zu können, muss man schon ganz still sein, und selbst dann ist nur so etwas wie ein entferntes Schubbern zu hören, von dem sich kaum vorstellen lässt, dass es mit Sinn behaftet sein könnte.

Kurzum, wenn sich in den letzten Jahren in Hamburg der Unmut breitgemacht hat, noch immer ein Fest des Hasen zu feiern, dann ist das sicher der allgemeinen Progressivität geschuldet, die unserem ganzen Leben anhaftet. Und so ist es nur verständlich, dass es jedes Jahr mehr Menschen werden, die, statt zu Hause das Fest des Hasen zu feiern, sich aufmachen zur Trabrennbahn Bahrenfeld, um dort dem Pferd zu huldigen.