Der Erotikthriller “Das Hausmädchen“ wirft Schlaglichter auf die südkoreanische Gesellschaft. Nachdenklich stimmendes Drama.

Südkoreanische Filme sind nicht unbedingt einem Massenpublikum vertraut. Das neue Werk von Im Sang-soo, "Das Hausmädchen", könnte allerdings durchaus eine größere Fan-Gemeinde finden. Denn diese Mischung aus Erotikthriller und Sozialdrama ist vor allem ein visuelles Erlebnis. Stilvoll und elegant arrangierte Bilder, dazu schöne Menschen im perfekten Ambiente machen diesen Film aus. Die Logik des Plots sowie die Motivation der Charaktere müssen da leider zurückstehen.

Die ebenso junge wie naive Eun-yi (Jeon Do-youn) nimmt eine Stelle als Hausmädchen in einer reichen Familie an. Sie soll sich um die kleine Tochter und die schwangere Frau Nami kümmern. Eingestellt wird sie von der älteren und verbitterten Hausdame Byung-sik (Youn Yuh-jung), die mehr als die Haushaltsführung in der Villa lenkt. Zunächst behandelt die junge Hausherrin Eun-yi mit oberflächlicher, aber freundlicher Höflichkeit, Gleiches gilt für den Hausherrn Hoon (Lee Jung-jae). Doch dann steht der elegante Hoon eines Tages angetrunken im Schlafzimmer von Eun-yi, sich seiner Macht und Anziehung sehr bewusst. Es beginnt eine für die junge Frau verhängnisvolle Affäre, die den anderen Frauen im Haus nicht verborgen bleibt. Als Eun-yi schwanger wird, schmieden sie einen so mörderischen wie perfiden Plan.

"Das Hausmädchen" ist das Remake von Kim Ki-youngs gleichnamigem Meisterwerk aus dem Jahr 1960. Doch er verfällt nicht der Versuchung, das Original schlicht zu kopieren, er schafft seine eigene Fassung. Denn im Gegensatz zum Original geht es bei ihm nicht um die Rache der jungen Frau an der reichen Familie. Und war es in Kims Fassung das Hausmädchen, das den Hausherrn verführte, ist es nun der selbstgefällige und chauvinistische Hoon, der es gewohnt ist, sich zu nehmen, was er will. Im Sang-soos "Hausmädchen" ist vor allem eine kritische Studie der südkoreanischen Gesellschaft, in der die Rollen klar definiert sind und von Generation zu Generation weitergegeben werden. So verbünden sich die schwangere Ehefrau und ihre Mutter gegen die junge Angestellte. Den Ehemann trifft die Rache der Frauen nicht. Da scheint es fast eine Schlüsselszene zu sein, wenn Nami dem Hausmädchen Eun-yi beiläufig erzählt, dass ihr Vater sie gelehrt hat, nett und freundlich zu sein, um den eigenen Willen durchsetzen zu können.

Regisseur Im wählt elegante Kulissen, schafft erotisch aufgeladene Stimmungen und lässt die Handlung in einem Haus spielen, das wie aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Andere Schauplätze gibt es nicht, womit er durchaus Hitchcock-Effekte erzielt. Denn das Haus wird Eun-yi zum Gefängnis, für die junge Hausherrin scheint es der goldene Käfig.

Zum Schluss nehmen die Handlung und ihre Inszenierung geradezu surreale Züge an, die nicht gerade zur Stimmigkeit des Plots beitragen. Und dennoch ist "Das Hausmädchen" ein nachdenklich stimmender Film.

Bewertung: annehmbar Das Hausmädchen Südkorea 2010, 106 Minuten, ab 16 J., R: Im Sang-soo, D: Jeon Do-youn, Lee Jung-jae, Youn Yu-jung, täglich im Abaton, Zeise; www.das-hausmaedchen.de