Die Hamburger Ostertöne porträtieren den Spanier José María Sánchez-Verdú. Los gehts aber erstmal mit Brahms' “Deutschem Requiem“.

"Brahms und Moderne" hieß das Motto der Hamburger Ostertöne, seit das Festival 2006 die Nachfolge vonIngo Metzmachers Musikfest antrat. In diesem Jahr fällt die ambitionierte Überschrift erstmals weg - mit Grund.

Los geht es zwar mit Brahms' "Deutschem Requiem", und das in einer Luxusbesetzung: Der französische Nachwuchsstar Jérémie Rhorer dirigiert die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, die Solopartien übernehmen die Sopranistin Mojca Erdmann und der Bariton Konstantin Wolff.

Die weiteren Konzerte stehen im Zeichen des diesjährigen Composers in Residence, des Spanier José María Sánchez-Verdú - und hier zeigt sich ein Dilemma des Konzepts der Projektleiterin Katrin Zagrosek: Eine spezifische Beziehung zwischen dem norddeutschen Romantiker und dem 43-jährigen Andalusier zeigt sich nicht. Sánchez-Verdús Vorbilder sind etwa Komponisten der Renaissance. Als Synästhet bezieht er seine Inspiration aus vielen Quellen - der Philosophie etwa, der Malerei oder auch aus der maurischen Kalligrafie, die ihn in seiner Jugend in Granada umgab. Seine Werke tragen so malerische Titel wie "Paisajes del placer y de la culpa", zu Deutsch "Landschaften von Wonne und Schuld".

Wo keine Beziehung besteht, da können aber Kontraste erhellend sein. Davon gibt es reichlich: Das Jerusalem Quartet stellt Sánchez-Verdú und Brahms einander gegenüber; die Philharmoniker ebenso; die Neuen Vocalsolisten bringen zwei Chorwerke von ihm zur Uraufführung; es gibt einen Film von Luis Buñuel und ein offenes Singen mit Festivalchefin Simone Young.

Am Ostermontag sollte Carlos Fuentes über seine Novelle "Aura" sprechen, auf die Sánchez-Verdú seine gleichnamige Oper geschrieben hat. Leider hat der große lateinamerikanische Autor wieder abgesagt; an seiner Stelle wird Susanne Laurentius einen Vortrag halten. Und zum Abschluss dirigiert Sánchez-Verdú "Aura" auf Kampnagel. Für diese zarte und hochspannende Gespenstermusik hat sich der Komponist ein Instrument ausgedacht, das Dinge erklingen lassen soll, die gar nicht existieren. Es heißt, wie könnte es anders sein: "Auraphon".

Hamburger Ostertöne 22. bis 25.4., Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Johannes-Brahms-Platz, und Kampnagel (Bus 172/173), Jarrestraße 20, Karten unter T. 35 76 66 66; Gesamtprogramm unter www.elbphilharmonie.de/ostertoene