Melodramatische Literaturverfilmung von Graham Greenes 1938 veröffentlichten Romans “Brighton Rock“.

Brighton, das bekannte südenglische Seebad, im Jahr 1964. Pinkie Brown (Sam Riley) ist das jüngste Mitglied einer Gangsterbande, die einmal Brightons Unterwelt beherrschte, sich nun aber gegen wachsende Konkurrenz wehren muss. Als sein Boss und Mentor getötet wird, ersticht Pinkie einen Handlanger des Mobsters Colleoni (Andy Serkis). Es gibt allerdings eine mögliche Zeugin: die gutmütige, ein wenig langsame Kellnerin Rose (Andrea Riseborough). Um sie von einer Aussage abzuhalten, macht Pinkie ihr den Hof, heiratet sie sogar. Doch ein Mitwisser fordert Schweigegeld.

"Brighton Rock" ist die zweite Kinoadaption des gleichnamigen, 1938 veröffentlichten Romans von Graham Greene, auf Deutsch als "Am Abgrund des Lebens" erschienen und bereits 1947 mit Richard Attenborough verfilmt. Regisseur Rowan Joffe verlegte die Handlung nun ins Jahr 1964, als sich Mods und Rocker noch handfeste Straßenschlachten lieferten. Doch das Hauptgewicht liegt woanders: Joffe hat ein schwermütiges Gangstermelodram inszeniert, in dem es um Schicksal und Verlorenheit geht, um verzweifelte Verbrecher und naive Frauen, um Liebe und Hass, Misstrauen und Versagen. Fast hat man es mit einer griechischen Tragödie zu tun. Besonders deutlich wird dies in der Figur des Pinkie: ein von Ehrgeiz zerfressener, skrupelloser Gangster, der nach dem Tod seines Chefs den Halt verliert. Er begeht einen Mord aus Rache, er nähert sich einer Frau, die er nicht liebt, er stellt sich einem Kampf, den er nicht gewinnen kann.

Sam Riley, der schon 2007 als "Joy Division"-Sänger Ian Curtis in Anton Corbijns "Control" so überragend war, verkörpert diesen Pinkie in einer Mischung aus Selbsthass und Lebensüberdruss, kalt, emotionslos, ohne eine Gesichtsregung. Trotzdem lässt er gelegentlich vage durchscheinen, dass er sich doch für Rose interessiert, vielleicht wegen ihrer Unschuld, vielleicht wegen ihrer Unterwürfigkeit. Die anderen Darsteller, vor allem Helen Mirren als toughe Gangsterbraut, John Hurt und Andy Serkis, stehen Sam Riley in nichts nach. "Brighton Rock" - das ist vor allem großes Schauspielerkino.

Bewertung: empfehlenswert Brighton Rock GB 2010, 111 Min., ab 16 J., R: Rowan Joffe, D: Sam Riley, Andrea Riseborough, Helen Mirren, John Hurt, täglich im Abaton, Holi, Streit's (OF); www.brightonrock.kinowelt.de